"Tag der Zukunft":Festakt auf der Baustelle

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Das Gebäude wird eröffnet - ist aber noch nicht ganz fertig

Von Silke Lode, München

Von seinem neuen Büro aus wird der israelische Generalkonsul einen Blick haben, der wegen der alten Bäume vor dem Fenster nicht nur sehr schön, sondern auch historisch äußerst bemerkenswert ist. Quasi im Garten der früheren Lotterieverwaltung - einem Haus, das die Nazis als Parteigericht genutzt hatten - ist ein neues Gebäude entstanden, in das auf eineinhalb Etagen auch das israelische Generalkonsulat einziehen wird. Die Hinterhofadresse am Karolinenplatz ist die perfekte Lösung der Standortfrage, die das Generalkonsulat seit seiner Gründung vor vier Jahren vor sich hergeschoben hat. Die zentrale Lage erfüllt einerseits einen wichtigen Anspruch der diplomatischen Vertretung. Andererseits atmet die Polizei auf, da sich das Generalkonsulat mit seinen besonderen Sicherheitsanforderungen gut schützen lässt, ohne den Verkehr zu beinträchtigen.

Noch werden am Karolinenplatz Treppen verfugt und Türen eingesetzt, Marmorfußböden zugesägt und die Schäden eines frischen Wasserrohrbruchs beseitigt. Auch wenn der Teppich in den Büros schon verlegt ist, drei bis vier Monate wird es wohl noch dauern, bis die Diplomaten von ihrer Interimsadresse an der Brienner Straße umziehen können. Trotzdem wird das neue Gebäude diesen Dienstag offiziell präsentiert: Israels Vize-Außenministerin Zipi Hotovely reist eigens an, um mit Ministerpräsident Horst Seehofer an den Feierlichkeiten teilzunehmen.

Generalkonsul Dan Shaham hat den Tag nicht zufällig gewählt: "Der 9. November ist der Tag der Pogromnacht, ein Tag der Trauer", sagt er. In Anlehnung an eine israelische Tradition habe man den Festakt bewusst auf den Tag danach gelegt. "Es gibt in Israel einen Trauertag für gefallene Soldaten und Opfer von Terroranschlägen. Am Tag danach ist der fröhliche Teil - da wird die Gründung des Staates Israel gefeiert", erklärt Shaham. Am 10. November 2015 also wird auch in München fröhlich in die Zukunft geschaut: auf das neue Haus im Herzen des ehemaligen NSDAP-Parteiviertels, in dem Israel künftig seine besonderen Beziehungen zu München und Deutschland pflegen wird.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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