Szene München:Zwiebel statt Dirndl

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Die ideale Kleidung für eine Kneipe? (Foto: N/A)

Ausgehen bei kühlen Temperaturen ist ein Kreuz: Entweder man schwitzt im dicken Pulli in der Kneipe oder man friert im dünnen Jäckchen während der Anreise. Vielleicht sollte man es so machen wie die Engländer.

Von Andreas Schubert

Zwei Wochen lang war alles gut! Es waren zwei Wochen, in denen man keine Probleme mit der Wahl des richtigen Outfits hatte. Sie: Dirndl. Er: Lederhose - und fertig. Aber jetzt stehen Frauen (und ja, auch Männer) vor jedem Ausgehen wieder vor dem Spiegel und fragen sich: Was zieh ich bloß an?

Ganz egal, ob man sich nun im Glockenbachviertel oder an der Sonnenstraße herumtreibt: Es ist ein Kreuz mit dem Herbstwetter. Wer will schon mit Wollpullover, der bei vier Grad Nachttemperatur ja durchaus nicht schaden kann, in eine Bar? Kommt irgendwie nicht so richtig cool daher, so ein Thermo-Outfit. Und der viel gerühmte Zwiebellook hat zwar den Vorteil, dass man theoretisch mehrere Lagen stylischer Sachen übereinander anziehen kann.

Drei für den Weg zum Vorglühen in der Kneipe, zwei für dort drinnen, eine für den Club anschließend. Der Nachteil ist aber: Man kommt sich vor wie ein wandelnder Kleiderständer und weiß nicht wirklich wohin mit dem ganzen Zeug nach dem Entzwiebeln. Und wer schält sich an der Garderobe eines Etablissements schon gerne in aller Öffentlichkeit die Kleider vom Leib?

Bleibt einem halt nur die Entscheidung zwischen Schwitzen am Zielort oder Frieren während der Anreise. Letzteres ist lässiger, das haben die Engländer, insbesondere die Engländerinnen, schon viele Jahre vor uns erkannt. Sie wissen: Kurzes Röckchen oder Kleidchen, kombiniert mit offenen Schuhen geht zu jeder Jahreszeit, für ihn reicht ein dünnes Jäckchen überm Hemd.

Wem das zu hart ist, dem bleibt nichts anderes übrig, als sich ordentlich einzupacken, im Lokal eine peinliche Stripshow hinzulegen und in Kauf zu nehmen, dass der teure Pullover aus dem Szeneladen, den man auf der Bank hatte liegen lassen, nach dem Toilettengang verschwunden ist. Oder als Alternative alle Klamotten anzulassen und den kompletten Abend draußen zu verbringen. An Versorgung soll's nicht mangeln: Der Kiosk an der Reichenbachbrücke hat ganzjährig rund um die Uhr geöffnet.

© SZ vom 10.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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