Szene München:Trinken wie die Griechen

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Was wir von den alten Griechen gelernt haben? Trinkspiele - unter anderem. (Foto: Florian Peljak)

Die alten Griechen haben diesen Sport perfekt beherrscht und gern in der Öffentlichkeit betrieben: Trinkspiele. Inzwischen schnapselt man lieber daheim - zum Glück gibt es die Lindwurmstraße.

Von Florian Fuchs

Die alten Griechen waren oft wegweisend, bei der Demokratie genauso wie bei der Kleidung; nachdem Birkenstock das Image versaut hatte, stehen Sandalen ja heute bei Freunden der Frischluft wieder hoch im Kurs. Als größter antiker Verdienst aber gilt die Erfindung des Trinkspiels.

Beim Kottabos mussten die Teilnehmer den letzten Schluck im Gefäß - das Noagerl quasi - nach einem Ziel schleudern, einer Schale etwa. Wer daneben spritzte, hatte einen Becher in einem Zug zu leeren. Der Grundgedanke hat überlebt, Kottabos jedoch spielt heute niemand mehr, das gäbe nur Rotweinflecken auf der Designercouch.

Stattdessen greifen Trinkwillige zu Karten oder Würfeln, auch Stereoanlagen oder Fernseher sind geeignete Hilfsmittel. Beliebt ist etwa die Variante, Songs von Manowar aufzulegen. Fallen die Worte "Fire", "Steel", "Hammer" oder "Metal", haben die Teilnehmer einen Kurzen zu vernichten.

Prost auf Sissi

Frauen schauen lieber Sissi I - III. Und immer wenn Franz Joseph "Sissi" ruft... Meist reicht Sissi I, und der Abend ist gelaufen. Fußballfreunde wiederum bekommen zu Beginn einer Partie zwei bis drei Spieler zugeteilt und müssen zum Glas greifen, wenn der Kommentator den Namen dieser Akteure nennt. Eine verschärfte Variante ist möglich, falls Johannes B. Kerner kommentiert: Bei jeder Phrase gibt es eine Gemeinschaftsrunde.

Nur in den Kneipen ist das Trinkspiel so gut wie ausgestorben. Wo die Männer früher eine Fliege unter einem Aschenbecher fingen und darauf wetteten, welchen Ausgang das Tier nehmen würde, herrscht heute Langeweile. Zum Glück führt durch München die Lindwurmstraße, diese letzte Bastion des öffentlichen Trinkspiels. Wer sich hier spät in eine der Boazn traut, der findet meist einen Wirt, der um ein paar Schnäpse würfelt. Ärger gibt es nur, wenn man das Gesöff verschüttet, wie früher die Griechen.

© SZ vom 05.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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