Szene München:Abbürsten vor dem Ausziehen

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In der Bar "Zur Gruam" ist es dank Schwarzlicht schön schummrig. (Foto: Robert Haas)

Wo trifft man sich am besten zum Date? In den Bars der Altstadt ist der Heimlichkeitsfaktor gleich null. In der Gruam in Sendling fällt man nicht weiter auf, dafür lüftet dort das Schwarzlicht intime Details.

Von Andreas Schubert

Wenn es darum geht, wo man sich am besten zum Date trifft, gehen die Ansichten zum Teil weit auseinander. Als perfekte Location, zum Beispiel, erscheint zunächst die Bar des Hotels Lux in der Ledererstraße. Dort gibt es heimelige Zweiertische, sehr gute Drinks und Klingeln an der Wand mit der Aufschrift "Ring for Champagne". Und wer es ausprobiert, bekommt tatsächlich zwei Gläser Schampus serviert. Nachteil: Durch die prominente Lage in der Altstadt ist der Heimlichkeitsfaktor gleich null, dagegen die Wahrscheinlichkeit groß, dass man der Tratschkathl aus derselben Firma über den Weg läuft.

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Wer garantiert ungestört bleiben will, der fände in einer Boazn einen guten Ort, beispielsweise in der New Orleans Bar in der Kesselbergstraße in Giesing. Der Vorteil: Der Wirt lässt Pärchen ihre Privatsphäre - und das schummrige Licht lässt jeden und jede sowieso irgendwie besser aussehen. Nachteil: Es kann passieren, dass man stundenlang nur zu zweit dasitzt, was auch wieder irgendwie blöd kommt, vor allem, wenn der Mann die Kneipe ausgesucht hat. Frau könnte ihn missverständlicherweise für einen menschenscheuen Soziopathen halten. Und die Wahrscheinlichkeit, dass jeder alleine ins Taxi steigt, ist mindestens so hoch wie der Heimlichkeitsfaktor. Also vielleicht doch in eine Bar mit Stehplätzen und vielen Gästen?

Wichtig beim Date: Akkurates Outfit und Hygiene

Mit deren Zahl steigt zumindest die Heimlichkeit, weil man knutschend in einer größeren Menge nicht weiter auffällt. Insofern sind zum Beispiel das Café Kosmos oder das X-Cess (wo es freundlicherweise auf der Toilette Haltegriffe für wirklich gemütliches Beisammensein gibt) nicht verkehrt. Auch die Gruam in Sendling wäre so ein Fall, wenn, ja wenn es dort das vermaledeite Schwarzlicht nicht gäbe. Der Gin Tonic leuchtet dort zwar wunderbar sphärisch blau, und wer etwas Weißes trägt, sieht so richtig blendend aus. Nur, und das ist ganz wichtig, sollten Dater auf akkurates Outfit und Hygiene achten. Denn Katzenhaare oder Schuppen kommen auf dunklen Sachen im Schwarzlicht so richtig gut zur Geltung, was eher weniger sexy ist. Solo-Heimgehfaktor: hoch!

Etablierte Paare hingegen haben in der Gruam kein Problem. Sie haben es sich eh abgewöhnt, sich zu Hause die Kleider vom Leib zu reißen, stattdessen bürsten sie sich vor dem Ausziehen erst mal gegenseitig den Schmutz von den Klamotten. Das klingt vielleicht nicht wahnsinnig aufregend. Aber eine derart traute Zweisamkeit kann doch nichts anderes sein als: Ein Zeichen für die wahre Liebe.

© SZ vom 26.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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