SZenario:Spenden-Klassiker

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Immer bereit für die gute Sache: Rosi Mittermeier und Christian Neureuther beim Adventsmarkt vor dem Konzert. (Foto: Robert Haas)

Münchner BMW-Niederlassung lud zum 20. Benefizkonzert

Von Christian Krügel

Der Münchner Promi hat es in diesen vorweihnachtlichen Tagen auch nicht leicht. Denn zum normalen Geschenke- und Glühweinstress kommt bei ihm noch der Charity-Druck dazu: Wem soll heuer Gutes getan werden, welche Benefizveranstaltungen ehrt man, indem man hingeht oder auch gerade dadurch, dass man nicht hingeht? Es ist ein schmaler Grat zwischen Peinlichkeit und Wohlfahrt, zwischen Christbaumkugeln-Anmalen im Blitzlichtgewitter und stillem Spenden im Halbdunkel eines improvisierten Christkindlmarktes.

Von daher ist das Benefizkonzert nebst kleinem Adventsmarkt der BMW-Niederlassung München fast schon eine sichere Sache. Zum einen, weil es zum Promi-Brauchtum gehört: Zum 20.Mal lud die Münchner Filiale des Autobauers seine Kunden zum Spenden bei klassischer Musik und Dallmayr-Weihnachts-Spezereien, mehr als 2,2 Millionen Euro kamen seit 1996 dafür zusammen. Zum anderen, weil Ursula Prinzessin von Bayern Schirmherrin des Abends ist. Die Wittelsbacherin ist so etwas wie ein lebendes Münchner Spendensiegel: Wenn sie eine Veranstaltung mit ihrer Anwesenheit adelt, ist klar, dass das erlöste Geld die Richtigen erreicht. So auch an diesem Freitagabend, als 157 000 Euro eingesammelt werden. Das Geld teilen sich nun die Weitblick Jugendhilfe Dachau und das KBO Kinderzentrum München. Dessen Ärztlicher Direktor Volker Mall will damit den dringend nötigen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen für behindertengerechte Zimmer forcieren. Siegfried Hofer und sein Dachauer Verein wollen mit den Spenden einen "Anti-Aggressions-Raum" einrichten - sie kümmern sich um Jugendliche, die von den normalen Jugendhilfeeinrichtungen schon aufgegeben wurden.

Gut investiertes Geld, glaubt Peter Mey, der Leiter der BMW-Niederlassung München: "Uns ist es ein wichtiges Anliegen, dass die Spenden in voller Höhe bei Institutionen in und um München ankommen." Der örtliche BMW-Chef packt seine Kunden also beim sozialen lokalen Gewissen und lockt sie dabei stets aber auch mit großen Namen der klassischen Musik: Diesmal mit dem Bayerischen Staatsorchester unter Dirigent Pablo Heras-Casado, der Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller und Star-Tenor Rolando Villazón. Auf den warten die 1000 Zuhörer in Sankt Michael ganz besonders, wobei der Soloauftritt des Cellisten Jakob Spahn mit einer Sonate von Richard Strauss künstlerisch um Längen besser ist als die beiden Solo-Stücke des arg im PR versunkenen mexikanischen Sängers.

Aber das zählt ja auch nicht wirklich, denn zuvor schon war beim Adventsmarkt im Innenhof von St. Michael zusätzlich Geld eingesammelt worden. Die Bussi-Bussi-Promis sind da nicht vertreten, dafür viel altes Münchner Geld, garniert um Rosi Mittermeier und Christian Neureuther. Für die People-Presse ist das nicht interessant, für das Spendenergebnis allerdings sehr wohl - und das zählt am Ende dann doch mehr.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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