Brigitte Kronauer hätte diesen Abend vermutlich mit einem feinen Lächeln verfolgt. Vermutlich hätte sie vor der Verleihung des Thomas-Mann-Preises sehr höflich mit diversen Honoratioren geplaudert; vermutlich hätte sie auch unmerklich amüsiert anderen Gesprächen gelauscht, in denen sich die Gäste im vollbesetzten Saal der Bayerischen Akademie der Schönen Künste kultiviert austauschten - über Konzerte, Museen, Lachsbrötchen in Museumscafés. Alles sehr schön dem Namensgeber Mann gemäß, und alles eigentlich nicht wirklich die Sache einer Brigitte Kronauer. Denn die "Ausführlichkeiten zu Senatorensalons, weiblicher und männlicher Toilette und Menü-Folgen" im Mann'schen Werk zum Beispiel, die haben diese Schriftstellerin noch nie interessiert. Das ist später jedenfalls in ihrer Dankesrede zu erfahren. Nur leider nicht von der Preisträgerin selbst.
SZenario:Sinn für Seelengeheimnisse
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Die Schriftstellerin Brigitte Kronauer erhält in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste den Thomas-Mann-Preis - in Abwesenheit
Von Antje Weber, München
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