SZenario:Reale Fiktion

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Sie streiten nicht, wie in der Serie, nein. Christine Neubauer und Monika Gruber (von links) ringen um die beste Pose. (Foto: Stephan Rumpf)

Oder fiktive Realität? Bei der Vorstellung von Franz Xaver Bogners Serie "Moni's Grill" ist unklar, ob die Zuschauer den Kniff des Regisseurs goutieren werden

Von Philipp Crone, München

Um der Realität zu entfliehen, braucht es nur einen roten Teppich. Insofern ist es nur richtig, eine solche Unterlage am Mittwochabend vor dem Atelier-Kino auszurollen. Schließlich hat der Regisseur Franz Xaver Bogner ("Irgendwie und Sowieso") eine Serie gedreht, die weder pure Fiktion ist, wie übliche Fernsehfilme, noch richtige Realität, wie man es aus den Talkshow-Sendungen kennt. Es ist eine Mischung aus beidem, ein Wagnis, und es ist am Mittwoch auch die Frage, wie das der Zuschauer so findet, was unter dem Namen "Moni's Grill" firmiert.

Damit das Wagnis nicht gar so groß ist, hat Bogner bewährte Darsteller aus seinen bisherigen Serien verpflichtet: die Wirtsfamilie, in deren Promilokal die Geschichte spielt, hat als Köchin "Toni" Christine Neubauer und als Restaurantleiterin Monika "Moni" Gruber. Und während sich die üblichen bogneresken Schmunzel-Stories aus dem Alltag der Familie entspinnen, sitzt im Nebenzimmer immer mal wieder ein Gast, der dann mit Gruber als Moni ratscht. In der ersten Folge ist das die fulminante Hella von Sinnen, die es schafft, selbst Bogners feine Pointen-Häppchen zu übertrumpfen, als sie mit Gruber über das Küssen sinniert, die noch immer regelmäßige Regel der beiden und den Reiz, mit Schwulen schwule Pornos zu schauen.

Hella von Sinnen ist zur Premiere nicht da. Aber alle ansässigen Beteiligten sind auf dem roten Teppich versammelt. Der Koch Alfons Schuhbeck, mittlerweile ein von Bogner gerne eingesetzter Hingucker, gibt einen singenden Zeitungsausträger (Fiktion), hat aber Christine Neubauer ganz real innerhalb von drei Tagen das Kochen so beigebracht, dass man ihr die brachiale Toni an den Töpfen der Großküche abnimmt.

Die Realität auf dem Teppich ist so wie immer bei derlei Veranstaltungen: brüllende Fotografen, lang lächelnde Darsteller, nur Sarah Camp, die als Oma wundervoll besetzt ist, schaut so herrlich vermufft, dass man sofort noch ein Stück Kuchen nehmen würde, wenn es denn eins gäbe. Der Satiriker Bruno Jonas, der demnächst wieder ein Buch herausbringt, "eine Art fiktive Realität", erspäht Christian Ude, "darf man Ex-OB sagen zu ihm?" Man darf, kommt aber nicht zu Wort, denn Ude moderiert den Abend, von dem Bogner "gespannt ist, wie die Leute reagieren".

In Folge eins (ab 22.9. donnerstags 22.30 Uhr, ARD, oder freitags, 19.30 im BR) lachen sie gewaltig zu Hella von Sinnen, mit den Gästen Fritz und Elmar Wepper wird es bedächtiger. Der Applaus am Ende ist unentschlossen. Die Frage bleibt, ob ein Zuschauer, der nichts über die ungeprobten Interviews mitten im Film weiß, das überhaupt goutiert. Die reale Realität wird es zeigen.

© SZ vom 09.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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