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Gute Mischung: Horst Seehofer ehrt 45 Persönlichkeiten

Von Philipp Crone, München

Obwohl er es vorher immer wieder geübt hat, ist der junge Mann im grauen Anzug und mit den kurzen Haaren nervös. Er muss nach vorne gehen, die beiden Enden des Ordensbandes aus den Händen von Horst Seehofer rechts und links des Kopfes entgegennehmen, den Verschluss schließen und sich schnell wieder zurückziehen, um nicht im Bild zu stehen, wenn der Ministerpräsident dann mit dem Ausgezeichneten posiert. Der 32-jährige Protokollreferent muss schnell sein, weil sonst Seehofer ungeduldig wird und auch die etwa 400 Gäste im Saal, die schließlich schon einen Vortrag angehört haben, der vor allem durch seine Dauer beeindruckte.

Und das war nicht die Ansprache von Seehofer, der am Mittwoch wie jedes Jahr Persönlichkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen mit dem Orden auszeichnet. Seehofer ist offenbar vom Einleitungsstück des Bläserquintetts beschwingt, denn er geht nach der Tanz-Suite "Terpsichore" ans Mikrofon, um wie üblich sein Land zu rühmen, also Bayern, mit angenehmer Selbstironie: "Wenn die Kanzlerin mal trotz meiner Anwesenheit gut aufgelegt ist, sagt sie öfter: Das schaffen nur die Bayern." Die schaffen auch den eigenartig unaktuellen Vortrag von Horst Teltschik über "die friedliche Revolution 1989/90", dann ist der Mann mit den Orden gefragt. Beim ersten von 24 Männern, Thomas Barth, der sich für Palliativ-Medizin engagiert, dauert es noch ein wenig, während beim letzten von 45 Geehrten, dem Landwirt Hans Wölfle, alle Handgriffe sitzen.

Als alle die Bayernhymne in den Saal des Antiquariums geschmettert haben (deutlich lauter als die anschließende Nationalhymne), geht es zum Empfang und den Erinnerungsbildern. Eva Wagner-Pasquier, Urenkelin von Richard Wagner, schaut erleichtert und geschafft. Ihr Sohn, Künstler und Fotograf, hat die Verleihung mit einer Einmalkamera festgehalten, sie ist eher so der analoge Typ, während die Moderatorin Sabine Sauer ein paar Schritte weiter auf die Frage des BR-Reporters: "Macht einen das stolz?", mit einem überraschenden "Das macht einen stolz" antwortet. Florian Hufnagel, ehemaliger Leiter der Neuen Sammlung in der Pinakothek der Moderne, sagt: "So ein Orden zeigt, dass es nicht ganz umsonst gewesen ist, was man gemacht hat." Und Luitpold Prinz von Bayern lobt die Auswahl der Geehrten. "Manche engagieren sich im Kleinen, andere im Großen, beide sind gut vertreten."

Und so sitzt die Nonne neben der Verlegerin, die Theatermanagerin steht mit dem Jugendpfleger zusammen oder der Architekturprofessor mit der Gastronomin. Und dank des Protokollreferenten haben alle ein erstes Gesprächsthema: Wie kann man den Orden eigentlich später wieder abnehmen?

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(Foto: dpa)

Ein Satz Smalltalk, dann den Bayerischen Verdienstorden umhängen (Männer) oder anstecken (Frauen) - Horst Seehofer macht das 45 Mal am Mittwoch, etwa für Fernsehmoderatorin Sabine Sauer...

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(Foto: dpa)

...Alexandra Holland (l.), die Herausgeberin der Augsburger Allgemeinen, oder Schwester Michaela Huber.

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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