SZenario:Champions League

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Der Gastropreis Eckart 2015 wird im BMW-Museum verliehen

Von Franz Kotteder, München

Am Schluss stehen sogar die Preisträger auf und applaudieren. Da nämlich kommen jene 75 Menschen auf die Bühne, die den Abend im BMW-Museum erst so richtig perfekt gemacht haben: 20 aus der Küche und weitere 55 vom Service, die das sechsgängige Galamenü zubereitet und präsentiert haben. Starköche wie Roland Trettl, Kevin Fehling, Martin Fauster und Björn Weissgerber sind darunter und viel Personal vom Restaurant Königshof, das an diesem Dienstag extra wegen dieses Events geschlossen bleibt. Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann und BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner geben jedem einzelnen die Hand. Eine schöne Geste, die man sich nicht in jedem Unternehmen so vorstellen kann.

Seit vier Jahren sponsert BMW den internationalen Gastronomie-Preis Eckart, die Preisverleihung ist einer der Höhepunkte im Münchner Gastro-Jahr. Es gibt Auszeichnungen für Innovation, für große Kochkunst, für kreative Verantwortung und Genuss sowie für Lebenskultur, was ja ein weit gespannter Begriff sein kann.

Mit dem Preis für große Kochkunst wird die Familie Troisgros ausgezeichnet. Die beiden Brüder Jean und Pierre übernahmen in Roanne das von ihren Eltern gegründete Hotel und machten aus dem Restaurant bald eine erste Adresse. Seit 1968 haben sie ununterbrochen drei Sterne im Michelin, stolze 47 Jahre lang. Die Brüder Troisgros gelten als führende Köpfe der Nouvelle Cuisine, Sohn Michel führt zusammen mit seiner Frau Marie-Pierre die Tradition fort. "Verankert in der Region", so die Jury, "pflegt die Familie eine moderne, saisonale und weltläufige Küche jenseits aller kurzlebigen Moden."

Für Innovation wird Massimo Bottura aus Modena mit seiner Osteria La Francescana prämiiert. Er interpretiert die Küche der Emilia-Romagna mit modernsten Methoden neu, nicht immer zur Freude seiner Landsleute. "Anfangs hätten sie mich am liebsten gekreuzigt", sagt er in seiner Dankesrede, "weil ich die Rezepte ihrer Großmütter nicht respektiert habe."

Ulrike und Wolfgang Thieltges vom Waldhotel Sonnora in der Eifel, Klaus Erfort vom Saarbrücker Gästehaus Erfort und Melanie Wagner, Winzerin und Sommelière vom Restaurant Schwarzer Adler aus Oberbergen am Kaiserstuhl bekommen Preise als hervorragende Repräsentanten der deutschen Gastronomiekultur. Die werde nämlich, so Eckart Witzigmann, noch immer sträflich unterschätzt, dabei habe sie erstklassige Qualität zu bieten, "nicht nur in der Spitzengastronomie, sondern auch in der Breite".

Ebenso wichtig sind der Jury aber auch "kreative Verantwortung und Genuss", die vierte Preiskategorie. Die Trophäe geht an den Dänen Claus Meyer, Mitbegründer des weltberühmten Noma in Kopenhagen. Er hält eine launig-verrückte Dankesrede, in der er erstaunliche Parallelen zieht zwischen dem Stil des Fußballers Franz Beckenbauer und den Fähigkeiten, die man zum Führen eines Restaurants braucht. "Beckenbauer und der deutsche Fußball haben mich gelehrt, wie ich Ernährung revolutionieren soll." Das Preisgeld soll in sein neues Projekt, eine Kochschule für sozial benachteiligte Jugendliche, fließen. Und wenn er 2016 davon berichtet, dann ist vielleicht auch Beckenbauer da.

Zumindest wird er eingeladen, wie BMW-Kommunikationschef Maximilian Schöberl gleich vollmundig versprach. Sollte er sich ein bisschen für die Champions League der Kochkunst interessieren, dann wird er wohl auch kommen.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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