SZenario:Bericht aus einer fremden Welt

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Bayerischer Fernsehpreis: Ehrungen für den ARD-Korrespondenten Jörg Armbruster und die Schauspielerin Mala Emde

Von Philipp Crone, München

Wie wohl ein Aufsager von Jörg Armbruster von diesem Abend aussehen würde? Armbruster, der ehemalige ARD-Korrespondent für den Nahen Osten, wird am Freitag im Prinzregententheater bei der Verleihung der Bayerischen Fernsehpreise mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet. Gastgeber Horst Seehofer spricht in seiner Laudatio auf Armbruster davon, dass der 67-Jährige "mit großem Engagement, Mut und persönlichem Einsatz die Geschehnisse in der Welt erklärt" und den Deutschen die Welt ins Wohnzimmer geholt habe.

Das waren in erster Linie die Ereignisse im Nahen Osten, wo Armbruster zum Beispiel gerade live auf Sendung war - für eine sogenannte Schalte und seinen Aufsager - als am 11. Februar 2011 in Kairo die Nachricht kam: Der damalige Ägyptische Präsident Hosni Mubarak sei zurückgetreten. Armbruster war bei weltbewegenden Ereignissen und Veränderungen dabei, und nun ist er am Freitagabend eingeladen als Ehrengast des Bayerischen Fernsehpreises. Was also würde er aufsagen? Er könnte diese für viele Fernsehzuschauer fremde Welt der roten Teppiche folgendermaßen ins Wohnzimmer bringen.

Zunächst ist die Verleihung der Blauen Panther eine Veranstaltung, die sich dadurch auszeichnet, dass hier einige der Meinung sind, es handele sich um ein weltbewegendes Ereignis. Mit dieser Meinung stehen sie dann zwar relativ alleine da. Doch von diesen unterschiedlichen Wahrnehmungen der Veranstaltung leben Glamour-Abende. Die einen fühlen sich wie das Zentrum des Planeten, die anderen bewundern sie dafür - und wieder andere schütteln nur den Kopf. Und dann gibt es noch die Fotografen am Rande des roten Teppichs, für die diese Gala wirklich einer der wichtigsten Momente des Jahres ist. Denn es gilt, die auf der vorab versendeten Gästeliste verzeichneten Filmgrößen möglichst vollständig zu fotografieren, um den Hochglanzmagazinen viele Bilder verkaufen zu können. Da herrscht also sehr angespannte Stimmung, um zumindest alle Nominierten wie Matthias Brandt, Hannes Jaenicke oder Martina Gedeck abzulichten. Natürlich auch die zwei vorab bekannt gegebenen Preisträger Jörg Armbruster und Jungschauspielerin Mala Emde.

Die 19-jährige Emde aus Frankfurt wird für ihre Rolle der Anne Frank im Dokudrama "Meine Tochter Anne Frank" geehrt, sie erhielt von allen Filmkritikern Lobeshymnen. Einen Tag vor ihrer Abiturprüfung sprach sie für die Rolle vor, wurde besetzt und nach der Ausstrahlung im Februar bekommt sie nun gleich einen Filmpreis. Das alles ging so schnell, dass noch kein Gesellschaftsfotograf die üblichen Bilder à la ,Darsteller lächelt auf rotem Teppich' von ihr hat.

Die gibt es von Armbruster auch nicht. Der 67-Jährige war ja auch die meiste Zeit im Nahen Osten, seit 1988 beschäftigt er sich mit dem Ausland, wurde ARD-Korrespondent in Kairo und berichtete oft aus dem Irak. Zudem moderierte er die Sendung Weltspiegel, so richtig bekannt wurde er jedoch letztlich wohl durch ein tragisches Ereignis, das ihn fast das Leben gekostet hätte und allen Fernsehzuschauern noch einmal deutlich machte, was es bedeutet, wenn ihnen jemand aus den Krisengegenden der Welt live berichtet. Am 29. März 2013 wurde er in Aleppo angeschossen und überlebte nur dank einer Not-OP. Die Arterie seines rechten Armes wurde durchtrennt. Armbrusters Arm hat sich danach überraschend gut erholt, er kann am Abend die Hand von Horst Seehofer kräftig schütteln.

© SZ vom 23.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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