SZ-Serie: Macher der Nacht:Immer konsequent

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Franz Rauch wurde mit 21 Jahren Geschäftsführer im P1, blieb es drei Jahrzehnte lang und erlebte die Belebung des Nachtlebens mit. Heute ist er am Wirtshaus in der Au beteiligt

Von Philipp Crone, München

Was ein einziger Abend als Kellner im P1 alles bewirken kann. Franz Rauch, 52, weiß das Datum dieses Abends genau. Der 17. April 1984. Bis zu diesem Tag wollte Rauch seine Karriere im Bayerischen Hof fortsetzen, dort, wo er Hotelkaufmann und Restaurantfachmann gelernt hatte. Stattdessen wurde er schon nach wenigen Monaten Geschäftsführer im P1, mit 21. "Damals gab es bei weitem nicht so viel im Nachtleben", sagt Rauch. Greyhound, Namenlos, Pine oder Shugar Shack, "an der Sonnenstraße war nur die Fregatte". Heute, Franz Rauch hat seinen Posten an seinen Sohn abgegeben, wird die Sonnenstraße Feierbanane genannt, weil sich ein Club an den nächsten drängt. "Ich schätze, dass es damals höchstens 20 Prozent der Nachtläden gab im Vergleich zu heute", sagt er.

Das P1 war damals die Anlaufstation für München, nicht nur eine unter vielen wie im Jahr 2015. "Es kamen auch noch bei weitem nicht so viele Besucher aus dem Umfeld wie aus Erding, Rosenheim oder Wasserburg", sagt Rauch. Weniger Nachfrage, weniger Angebot. Und dann war da die Sperrstunde. "Die 4-Uhr-Konzessionen hatten früher nur ganz wenige, die meisten hatten nur eine bis um 1 Uhr."

Die Sperrzeit wurde nach und nach Mitte der Neunzigerjahre gekippt, der Kunstpark 1996 etabliert, vor zehn Jahren ging es in der Sonnenstraße los. Und Rauch probierte herum. Immer als P1-Geschäftsführer. Und als sein Partner Michael Käfer in das Stammhaus seiner Eltern die Prinzregentenstraße hochzog, von der Nummer eins zur Nummer 73 im Jahr 1987, ging es auch für Rauch in andere Münchner Viertel. Zusammen hatten sie die Grünwalder Einkehr betrieben, das Masters Home oder den Havanna Club. "Damals kannte ja noch niemand kubanischen Rum", sagt Rauch, "es gab an Bars nur das Schumann's und Harry's New York Bar. Heute sind es Hunderte."

Mit dem Gastronomen Martin Kolonko eröffnete Franz Rauch das Café Forum am Gärtnerplatz. "Das haben wir Gabriel Lewy nachgemacht, dessen Café- und Bar-Konzept schon am Wiener Platz funktioniert hatte und der es dann auch auf der Leopoldstraße weiter ausgebaut hat, mit dem Roxy zum Beispiel." 1991, damals war es noch neu, zwei Konzepte zu vereinen, Café und Bar.

Seinem Sohn hat Rauch die aus seiner Sicht wichtigsten Grundregeln mitgegeben: "Du hast immer eine Vorbildfunktion, gerade weil man in der Nacht mit so vielen Versuchungen konfrontiert ist. Und man muss immer konsequent bleiben." Also zog sich Rauch vor einem Jahr aus dem P1 zurück und ist nun noch am Wirtshaus in der Au beteiligt.

"Meine Tochter studiert in Berlin", sagt Rauch, "ich bin also oft da. Und man merkt schon: Das Angebot in München wird in anderen Städten unterbewertet - und es ist heute besonders gut."

Einige der prägenden Figuren in Münchens Nachtleben stellt die Süddeutsche Zeitung in loser Folge in der Serie "Macher der Nacht" vor.

© SZ vom 11.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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