SZ-Serie "Bilder einer Stadt":Mobiles Heim Glück allein

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Für die einen bedeutet Campen ungezwungenen Urlaub, für die anderen eine Alternative zur teuren Wohnung

Camping - das muss, wie ein Besuch auf den Münchner Campingplätzen in Thalkirchen und am Langwieder See zeigt, nicht unbedingt Urlaub bedeuten. Für Viele ist es das Gefühl von Freiheit, mit einem Schuss Abwechslung, aber doch auch mit möglichst viel Daheim. Das bietet ein komfortables Wohnmobil mit Küche, Dusche und Doppelbett samt Blick in den Sternenhimmel. Ruth und Erhard Michel reisen seit 30 Jahren mit so einem perfekt ausgestatteten Mobilheim um die Welt (links unten). Für Ute Zimmermann und ihre kleine Familie tut es ihr ausgebauter VW-Bus, mit dem sie in Thalkirchen Station machen. Sie wollen Verwandte besuchen und so oft wie möglich auf der Isarwelle neben dem Campingplatz surfen (links oben). Peter Negele (links Mitte) ist Wiederholungstäter: Er lebt eigentlich in Malawi und arbeitet dort in der Entwicklungshilfe. Um Freunde und Familie zu besuchen und "ein bisschen Kultur zu tanken", kommt er mit seinem "Schneckenhaus", wie er sein Wohnmobil nennt, jedes Jahr ein paar Tage nach Thalkirchen. Tania Oqueli und Jérôme Gaillard aus Frankreich begnügen sich noch mit einem geräumigen Zelt, sie wollen in ihren Urlaub das "castle of King Louis Deux" besichtigen (unten)

. Für manche Menschen heißt Camping aber auch Bleiben. Sie verbringen ihr Leben in Wohnwagen, deren Räder wohl nie mehr den Asphalt der Straße berühren werden. Viele von den Dauercampern können oder wollen in einer Stadt wie München nicht mehr mithalten. Diese Camper leben vorwiegend am westlichen Ende der Stadt, zwischen Autobahn und Langwieder See. Adolf Stecher baut sich dort gerade eine Eingangstür für sein neues Zuhause - ein Wohnwagen mit Vorzelt (rechts oben). Nach Monaten auf der Warteliste hat er den Zuschlag für einen dauerhaften Stellplatz bekommen. "Ich konnte mir die Mieten in München einfach nicht mehr leisten. So wie es ausschaut, werde ich jetzt hier für immer bleiben", sagt Stecher. Für Roberto S. ist Campen ebenfalls Alltag: "Ich bin Sinti und deshalb quasi im Wohnwagen aufgewachsen". Er mag diese Art zu leben. Auf einer Liege hat er es sich vor seinem Wohnwagen bequem gemacht und blättert in den "Prophezeiungen des Nostradamus" (rechts unten). Das Kennzeichen an seinem Wagen hat er schon vor langer Zeit abgeschraubt.

© SZ vom 14.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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