SZ Adventskalender:Wilde Horde ganz zahm

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Benefiz-Kinderkonzert für den Adventskalender der Süddeutschen Zeitung in der Philharmonie. (Foto: N/A)

Hunderte Kinder sitzen beim Benefizkonzert zu Gunsten des gemeinsamen Projekts "Musik für alle Kinder" des SZ-Adventskalenders und der BR-Symphoniker im Publikum und verfolgen gebannt das vertonte Märchen von Wolf und Elch. Die Lektion des Abends ist: Freunde frisst man nicht.

Von Philipp Crone

Der Hase hat sie nicht mehr alle, also zumindest nicht mehr alle Zähne. Seit dem Kampf mit dem Eichhörnchen, "daff jetzt nur noch ein Hörnchen ift". Leider hat der Hase dabei einen Zahn eingebüßt und lifpelt jetzt. Was sich wunderbar anhört, wenn dieser Hase von Rufus Beck mit Straßenslang gesprochen wird und über Lautsprecher in den Herkulessaal schallt. "Nur noch ein Hörnchen!"

Es sind gerade erst ein paar Minuten vergangen am Sonntagnachmittag, doch das Zappeln auf den Stühlen hat da bereits ein Ende. Hunderte Kinder sitzen im Publikum beim Benefizkonzert zu Gunsten des gemeinsamen Projekts "Musik für alle Kinder" des SZ-Adventskalenders und der BR-Symphoniker. Die Kinder wurden vor Beginn des Konzerts zum Teil nur mit Mühe von ihren Eltern auf die Plätze gesetzt. Spätestens aber, als der Hase den Elch, dem "dicken mit den kurzen Beinen", der bei Beck ein dunkles breites Bairisch spricht, warnt, dass er von der "Grauen Horde" der Wölfe bedroht wird, sind die Münder offen und die Beine ruhig.

Die Brüder Moritz, 8, und Lukas, 10, sitzen nach vorne gebeugt auf ihren Plätzen. Sie waren vorher schon ganz gespannt auf die Geschichte von den Wölfen, die Elch Freddy verspeisen wollen und die Komplikationen, weil ein Wolf mit Freddy befreundet ist. Die Horde hat natürlich auch nicht alle, zwei mit Kölschem Dialekt sind zu blöd, um sich Himmelsrichtungen zu merken. "Lecker Elsch? Alled klar!" Sie sollen ihn von drei und sechs Uhr aus angreifen. "Ok, um drei vor sechs, auf die Minute." Moritz und Lukas lachen, aber auch der erste Geiger auf der Bühne, so dass Beck, der neben Dirigent Stéphane Denève steht, beinahe auch grinsen muss. Aber er muss ernst sagen: "Man kann mit seinem Abendessen nicht befreundet sein!"

Wobei es durchaus auch schaurig wird zuweilen, wenn die Horde zu dunklen Cellotönen durch den Wald streift. Doch dann knarzt schon das laute Schnarchen von Freddy mit jaulendem Posaunenton durch den Saal, dass selbst die Percussionisten grinsen. Die drei mit Triangel, Schellenkranz und Snaredrum könnten selber eine leicht blödelige Horde abgeben, wie sie da feixend rumhocken, ab und an ein "Ting" oder ein Rascheln und von sich geben und vom Leitwolf an der Pauke regelmäßig überstimmt werden.

Die BR-Symphoniker haben für "Musik für alle Kinder" bislang drei Familienkonzerte gegeben. Dabei kombinieren Hörspielautorin Katharina Neuschaefer und Regisseur Leonhard Huber klassische Werke mit skurrilen eigenen Geschichten. Rufus Beck ist als Sprecher zum dritten Mal dabei, und auch an diesem Sonntag gelingt eine kurzweilige Mischung aus Spannung, Witz und packender Musik.

Selten sieht man Musiker so oft lachen während eines Konzerts, selten Kinder so lange ruhig sitzen, und selten hört man einen Schlussapplaus, den die Kinder mit lautem Wolfsgeheul spenden, bis der ganze Saal jault. Krass, würde der Hase sagen. Verzeihung, natürlich: "Kraff!"

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© SZ vom 02.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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