Streit ums Erbe des weltberühmten Bildhauers:Landshut - zu klein für die Koenigs-Würde?

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SZ-Leser wünschen sich einen souveräneren und engagierteren Umgang mit dem 2017 gestorbenen Künstler

"Neuigkeiten vom Ganslberg" vom 10. März, "Landshut blamiert sich" vom 28. Februar und "Das bedrohte Koenig-Reich" vom 23. Februar:

Provinzposse

Als Freunde des Werks von Fritz Koenig verfolgen wir den Umgang der Stadt Landshut mit dem ihr anvertrauten Erbe mit zunehmendem Entsetzen.

Sie haben die Vorgänge in Ihrem Artikel "Das bedrohte Koenig-Reich" präzise beschrieben, insbesondere auch die unheilvolle Rolle des Stadtdirektors der Stadt Landshut.

Wir möchten allerdings fragen, warum Ihr Artikel nicht im Feuilleton erschienen ist. Einerseits gehört er als Provinzposse natürlich in den Bayern-Teil - der Bedeutung des Künstlers Fritz Koenig allerdings kann nur das bundesweit gelesene Feuilleton gerecht werden.

Bitte bleiben Sie mit Ihrer Berichterstattung über die Vorgänge aktuell, um klarzumachen, dass die Stadt Landshut soeben nicht nur dabei ist, sich selbst zu blamieren, sondern auch das Erbe Fritz Koenigs nachhaltig zu beschädigen - und das, so steht zu fürchten, nicht nur zu ihrem eigenen Schaden. Angelika Reichmann und Michael Klein, Velden

Zu viele Scharmützel

Das Erbe des begnadeten Bildhauers Fritz Koenig ist wahrlich bedroht, seitdem nicht mehr er selber darüber bestimmen kann. Alles schien geregelt, in ästhetisch-künstlerischer Hinsicht von ihm selber fast schon zementiert, da brechen Streit und Besserwisserei los. Zunächst irritiert jeden Beobachter, auf welcher juristischen Grundlage die Eingliederung seines Museums im Hofberg in die Städtischen Museen basiert. Dass zum anderen wichtigen Agitatoren in Stadtverwaltung und Museen die fachliche Selbständigkeit des Hofbergs seit Jahren ein Dorn im Auge war, weiß ganz Landshut. Unzählige Scharmützel und Sticheleien gingen durch die Presse und unter die Gürtellinie. Aber das Bollwerk Koenig verhinderte das Schlimmste - einerseits. Auf der anderen Seite ließ der Künstler keinerlei Veränderung seines Konzeptes zu, mehr noch, duldete keine Begegnungen mit oder Gegenüberstellungen von Auch-Könnern seines Fachs.

Nun versucht der Leiter der städtischen Museen, an Stelle der andauernden "Monologe" mit "Dialog" zu punkten und entwickelt bei einem Festvortrag wortgewaltig seine Zukunftsperspektive in Potenz (alles "hoch zwei"). Den schnellen Beifall hat er damit auf seiner Seite. Warum aber blieben laut Bericht vom 23. Februar neun Stadträte und die Leiterin des Hofbergs der Veranstaltung fern? Warum verhallte die Kurzkritik einer Dame in der zweiten Reihe nach dem Vortrag unbeantwortet?

Der Spalt in der öffentlichen Wahrnehmung scheint sich nach 20 Jahren einseitiger Gefechte noch zu vertiefen. Aber solange der Museumsleiter nur halbe Wahrheiten wie "Koenig hat mich seinerzeit gewählt" von sich geben darf, ohne befürchten zu müssen, dass ihm sofort die andere Hälfte jahrelangen Hausverbots im Hofberg um die Ohren gehauen wird, bleibt er unangefochten. Zu solchem Ortsgeplänkel passt schließlich die Frage, warum seit ebenfalls gut 20 Jahren die wahrlich kulturträchtige einstige Residenz- und heutige Regierungsstadt Landshut mit ihren 70 000 Einwohnern auf die Wiedergeburt ihres Stadtmuseums wartet - ein einmaliger Fall in der bayerischen Museumsszene. Dr. Albrecht Gribl, Lengdorf

Unwürdig

Ich bin dankbar, dass die SZ den Finger in diese Wunde legt. Die schon lang geplante Fritz-Koenig-Retrospektive in den Uffizien fordert Unterlagen, die einfach nicht geliefert und offensichtlich sogar abgeblockt werden (inzwischen aber doch noch in Florenz eingetroffen sind; d. Red.). Die hierzu im Herzogreich Landshut schon oft wiederholten Worthülsen des Oberbürgermeisters hinterlassen null Wirkung: "Ich will, ich werde, ich unterstütze" - das lange anhaltende Schweigen zu dieser unendlichen, unwürdigen Geschichte wird endlich etwas "nachhaltiger" unterbrochen. Aber leider noch nicht von den eigentlich Verantwortlichen für diese "Nicht-Tat". Sie verstecken sich hinter der Postweg-Länge, hinter (natürlich) guten Absichten, hinter Instanzen, hinter Kompetenzen, hinter anstehenden Untersuchungen ... Ich hoffe immer noch, dass sich die Haupt-Nicht-Täter endlich in pflichtbewusste Täter verwandeln. Ein wunderbarer Ansporn wäre ein massives Anschwellen angemessener Unmutsbekundungen an der "richtigen" Stelle. Es sollen ja immer wieder Wunder geschehen (in Bezug auf die Retrospektive in den Uffizien in Florenz ist das offenbar zwischenzeitlich passiert; d. Red.). Die jetzt schon opern- und dramareife Langzeit-Beckmesserei auf der Landshuter Balz-Bühne muss endlich ein Ende finden - bevor das mögliche Weltkulturerbe einen nicht mehr wiedergutzumachenden Schaden bekommt. Ich fürchte, es stimmt: Landshut ist einfach zu klein für die Koenigs-Würde. Schade. Stephan Hansen, Ergolding-Piflas

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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