Streit um neue Großmarkthalle:Angst vor der Geisterstadt

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Die alten Hallen sind marode: Doch der Streit zwischen einigen Händlern und der Stadt verzögert das Millionen-Projekt. (Foto: Stephan Rumpf)

"Dann ziehen wir nicht ein": Die Fruchthändler verschärfen im Streit um den Standort der Großmarkthalle den Ton, drohen sogar mit Abwanderung. Doch die Politik will sich nicht festlegen, der notwendige Neubau verzögert sich weiter - und die Kosten steigen.

Von Silke Lode

Die neue Großmarkthalle kommt nicht voran. Im Stadtrat lieferten sich die Parteien am Donnerstag eine heftige Grundsatzdebatte, die entscheidende Frage ließen sie aber am Ende offen. Der Knackpunkt des Projekts bleibt der Konflikt zwischen der Stadt und den Händlern in der Großmarkthalle.

Mit verhärteten Fronten wird weiter um die Frage gerungen, wo genau auf dem bestehenden Großmarkt-Areal in Sendling die neue Halle gebaut werden soll. Die entscheidenden Fragen - die nach Kosten, Finanzierung und den künftigen Mieten - werden dabei nicht einmal gestreift.

"Der wichtigste Punkt ist, dass wir uns schnell entscheiden, wo die Großmarkthalle hinkommt", sagte Kommunalreferent Axel Markwardt am Donnerstag. Sein Appell hatte fast schon etwas Tragisches, denn zu diesem Zeitpunkt war längst klar, dass der Kommunalausschuss des Stadtrats genau das nicht tun würde - eine Entscheidung über den Standort treffen.

Die Politik kann zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht entscheiden, ohne die Händler zu übergehen. Denn zumindest der Fruchthandelsverband lehnt den von der Verwaltung auf Basis eines umfangreichen Gutachtens vorgeschlagenen Standort weiter ab.

Verbandschef Günther Warchola bekräftigte am Donnerstag, dass er an den Plänen festhält, die sein Verband auf eigene Faust hat erstellen lassen: eine neue Halle auf dem bisherigen Lkw-Parkplatz. Die Stadt plane zu klein, zudem befürchtet Warchola, dass während der Bauphase Kundenparkplätze verloren gehen und der laufende Betrieb nicht weitergehen könne.

Axel Markwardt kennt diese Argumente und hält sie allesamt für widerlegt: Kundenparkplätze sind fest eingeplant, der Handel müsse zu keinem Zeitpunkt pausieren und die neue Halle solle ein "Maßanzug" werden - weder zu groß noch zu klein. Doch Warchola bleibt stur: "Die Stadt sagt nur, dass ihre Pläne gehen - aber sie sagt nicht wie."

Weil die Händler aber die künftigen Nutzer und Mieter der Großmarkthalle sind, will die Stadt nicht über ihre Köpfe hinweg entscheiden. CSU-Fraktionsvize Hans Podiuk warnt sogar schon vor der Entstehung einer "Geisterstadt" und meint, man sei "kilometerweit" von einer Einigung mit den Händlern entfernt.

Mit dieser Einschätzung dürfte er nicht falsch liegen, denn Warchola spitzt den Konflikt sogar noch zu: "Wenn die Halle dort gebaut wird, wo die Stadt es vorschlägt, dann ziehen wir nicht ein." Dann würden die Händler eben auf die grüne Wiese ziehen, droht er - "auch wenn wir das absolut nicht wollen."

Wie ernst gemeint solche Drohungen sind, wird Markwardt nun gemeinsam mit dem neuen Markthallen-Chef Boris Schwartz ausloten müssen. Denn immerhin hat der Kommunalausschuss einstimmig beschlossen, den Bedarf der Nutzer, die Kosten und die Finanzierbarkeit des Vorhabens zu überprüfen. Nur auf einen Standort haben sich die Politiker nicht festlegen wollen.

Markwardt betonte nach der Sitzung, das bedeute nicht, dass alle möglichen Standortvarianten bis in die Tiefe einer Entwurfsplanung verfolgt werden. "Ich verstehe den Beschluss so, dass die Argumente für alle Varianten intensiv aufbereitet und mit allen Nutzern besprochen werden", sagte er und betonte, dass damit zum Beispiel auch die ansässigen Logistik-Firmen gemeint sind, die gar nichts davon halten, dass einige Händler den Lkw-Parkplatz überbauen wollen.

Auf einen Zeitplan will Markwardt sich nicht festlegen. "Aber wir müssen Tempo machen, die alten Hallen sind marode", sagte er. Billiger wird das Projekt, das nach Schätzungen der Kämmerei ohnehin bis zu 225 Millionen Euro kosten soll, durch das Gezerre nicht. Solange weiter mit mehreren Standorten geplant wird, werde das "irgendwo schon teurer", räumte Markwardt ein.

© SZ vom 14.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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