Unfall bei der Maifeier:Hochstadter Maibaum umgestürzt

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36 Meter langer Stamm gerät beim Aufstellen außer Kontrolle. Zum Glück wird keiner verletzt, weil Burschen und Feuerwehrler geistesgegenwärtig zur Seite springen. Dennoch ist der Schock groß

Von Wolfgang Prochaska, Hochstadt

Sie hatten sich viel vorgenommen für den 1. Mai, der Burschenverein und die Freiwillige Feuerwehr von Hochstadt. Trotz des schlechten Wetters, trotz des Dauerregens wollten sie ihren 36 Meter langen Baum aufstellen. Sie waren stolz auf ihren Maibaum, ein Team des Bayerischen Rundfunks hatte sie sogar die Nacht zuvor bei der Wache besucht und unterstützt. Der 1. Mai würde eine Mordsgaudi in dem kleinen Dorf werden, das zu Weßling gehört.

Was gegen elf Uhr vormittags am 1. Mai aber dann vor vielen feierfreudigen Hochstadtern im Riedbergweg geschah, wird noch lange allen Beteiligten in Erinnerung bleiben. Es war der Augenblick, als der tonnenschwere Stamm, der zu 70 Prozent schon aufgerichtet war, beim Umstecken der Holzstangen, die den Maibaum hielten, ins Rutschen geriet und trotz lautstarker Versuche, ihn zu stoppen, mit voller Wucht zur Erde krachte. Er schlug nur ein paar Meter von einem Wohnhaus entfernt auf. Entsetzen bei den Besuchern. Der Weßlinger Bürgermeister Michael Muther, der ebenfalls Augenzeuge war, wollte sich erst gar nicht vorstellen, was alles hätte passieren können. "Gut, dass der Pfarrer den Baum vorher gesegnet hat", meinte er.

Tatsächlich hatten die Hochstadter trotz des schweren Vorfalls Glück im Unglück, denn verletzt wurde niemand. Die Feuerwehrler und Burschen waren in letzter Sekunde zur Seite gesprungen, als klar war, dass es nichts mehr zu halten gab, dass der Stamm außer Kontrolle geraten war. Der Schock war danach umso größer. Es hätte schlimm, sogar sehr schlimm ausgehen können. "Wir sind froh, dass nichts passiert ist", meinte ein sehr blasser Erster Feuerwehrkommandant von Hochstadt, Christian Zollner. Auch Ludwig Bernlochner, der die Kommandos beim Aufstellen gegeben hatte, war konsterniert. Dabei war alles bis zu diesem Zeitpunkt gut gelaufen. Zügig und ohne große Komplikationen hatte man den Stamm in die Vertikale gewuchtet.

Die Hochstadter sind in Weßling dafür bekannt, dass sie recht schnell ihren Maibaum aufstellen. So konnte sich selbst ein bald 80-jähriger Franz Leutenbauer, der vom Balkon seines Hauses das Treiben beobachtet hatte, nicht erinnern, dass es jemals einen solch schweren Vorfall in Hochstadt gegeben hatte. Dass kein Zuschauer und vor allem kein Kind verletzt wurden, ist dem Umstand zu verdanken, dass die Feuerwehr die Straße relativ weiträumig abgesperrt hatte. Michael Sturm, der frühere Feuerwehrreferent des Weßlinger Gemeinderates und Zweiter Bürgermeister der Gemeinde, lobte die Umsicht der Hochstadter Feuerwehr. "Absperren ist bei solchen Veranstaltungen das Allerwichtigste."

Wie schockiert alle Beteiligten dennoch waren, zeigte sich aber darin, dass man sofort begann, den schönen Stamm zu zerlegen. Innerhalb weniger Minuten zerfielen die 36 Meter Holz in kleine Portionen zu jeweils drei Metern. Sozusagen als Trost spannte man ein drei Meter langes Stück in jenes Gestell, das für den 36 Meter langen Stamm vorgesehen war. "Wir Hochstadter haben jetzt den kleinsten Maibaum Oberbayerns", meinte ein Feuerwehrler. Und Ludwig Bernlochner forderte danach alle Besucher auf, zu bleiben: "Wir feiern jetzt, weil wir froh sind, dass nichts passiert ist." Die Diskussion aber, wie gefährlich es ist, einen lackierten Stamm bei Regen aufzustellen, wird dennoch in Weßling los gehen. In anderen Gemeinden hatte man das Maibaum-Aufstellen gerade deshalb verschoben.

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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