Halle als Unterkunft:Notfallplan für 200 Flüchtlinge

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Informierte die Öffentlichkeit über den Notfallplan des Landkreises: Vizelandrat Georg Scheitz. (Foto: Georgine Treybal)

Im Landkreis Starnberg sind alle Möglichkeiten dezentraler Unterbringung ausgeschöpft. Als größere Unterkunft kommt nun die Turnhalle der Grundschule Inning in Frage. Der Bürgermeister ist einverstanden

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg/Inning

Was man im Landratsamt Starnberg bei der Unterbringung von Flüchtlingen bislang vermeiden konnte, wird wohl auf Grund des Zustroms weiterer Asylbewerber bald Realität sein: die Schaffung größerer Wohneinheiten für Flüchtlinge. So rechnet die Kreisbehörde damit, dass der sogenannte Notfallplan bald umgesetzt werden muss. Das heißt, die Regierung von Oberbayern weist per Zuruf dem Landkreis 150 bis 200 Flüchtlinge innerhalb weniger Tage zu. Um für diesen Fall gewappnet zu sein, hat das Landratsamt in den vergangenen Wochen schon entsprechende Vorkehrungen getroffen. Vizelandrat Georg Scheitz (CSU) informierte darüber am Mittwoch in einer kurzzeitig einberufenen Pressekonferenz die Öffentlichkeit.

"Wir müssen leider andere Wege als bisher gehen, da wir nicht mehr genügend dezentrale Unterkünfte finden", sagte Scheitz. Konkret heißt dies, dass der Landkreis auf die Belegung von Turnhallen mit Asylbewerbern setzt. Allerdings sind nicht alle Turnhallen im Landkreis für die Aufnahme von 200 Menschen geeignet, wie der Vizelandrat betonte. Da die Asylbewerber nur vier bis sechs Wochen bleiben werden, wurde ein ganz bestimmter Kriterienkatalog aufgestellt. Darin geht es unter anderem um die Größe der Halle, um die Zahl der Toiletten und Duschen, welche Veranstaltungen bislang vorgesehen waren und natürlich um den Brandschutz. Dabei stellte sich heraus, dass die Turnhalle der Grundschule Inning für die kurzfristige Unterbringung von bis zu 200 Menschen am geeignetsten ist. In der vergangenen Woche hat Landrat Karl Roth (CSU) deshalb Kontakt mit Innings Bürgermeister Walter Bleimaier (CSU) aufgenommen und ihn informiert. Bleimaier nahm auch an dem Pressegespräch am Mittwoch teil und bestätigte die Angaben, auch dass er zugestimmt habe. Inzwischen weiß auch der Schulleiter Bescheid.

Wie Vizelandrat Scheitz einräumte, gebe es noch keinen konkreten Zeitpunkt, wann die Flüchtlinge kämen - "Das kann in 14 Tagen oder sechs Wochen oder gar nicht sein" - aber der Landkreis sei vorbereitet. Zudem sei es wichtig, vorab schon mit der Bevölkerung offen über die Situation zu reden und um Unterstützung der Bürger zu bitten. "Wir wollen keine Geheimhaltung, wir wollen offen kommunizieren", betonte Stefan Diebl, der Pressesprecher des Landratsamts und verdeutlichte damit noch einmal die Haltung der Kreisbehörde. Auf der Homepage des Landratsamts soll demnächst eine Info mit den wichtigsten Fragen und Antworten zu diesem Thema gestellt werden

Aus Sicht von Bleimaier stellt die kurzfristige Belegung der Turnhalle mit Flüchtlingen zwar eine Herausforderung für die Gemeinde dar, er glaubt aber, dass diese zu bewältigen sei. So sei die Nutzung der Turnhalle in der warmen Jahreszeit nicht so groß, allerdings müsse der Sportunterricht vorübergehend draußen stattfinden. Man habe aber einen Fußballplatz im Dorfzentrum. Die einzige geplante Veranstaltung, die in der Turnhalle neben dem Sportunterricht vorgesehen war, ist ein Turnier des Schachclubs. Dieses muss nun woanders stattfinden, sollte der Fall der Fälle eintreten.

Sollten die Flüchtlinge in den kommenden Wochen eintreffen, erhalten sie eine professionelle Betreuung, das Rote Kreuz ist informiert. Einen Sicherheitsdienst wird es ebenfalls geben, und auch die Verpflegung wurde im Vorfeld schon geregelt. Im Gegensatz zu Gilching, wo auf dem Festplatz ein Container-Dorf für 200 Flüchtlinge über einen längeren Zeitraum errichtet wird, wird die Inninger Turnhalle als Durchgangsstation genutzt. Derzeit leben im Landkreis 607 Asylbewerber, die zum großen Teil in Wohnungen, also dezentral, untergebracht sind. Wöchentlich werden dem Landkreis 20 Flüchtlinge zugewiesen. Noch keine Flüchtlinge aufgenommen haben bislang Inning und Seefeld.

© SZ vom 28.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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