Streit um bissigen Schäferhund:"Bodo" oder das doppelte Lottchen

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Die Gemeinde Feldafing liegt mit einem Hundehalter im Clinch

Von Christian Deussing, Feldafing/München

Gesund, kräftig und folgsam sei der reinrassige Schäferhund gewesen - und ihm zu Unrecht vor Jahren von der Gemeinde Feldafing weggenommen worden. "Bodo" habe niemanden attackiert oder verletzt und überdies seinem Bruder gehört. Diese Version hat der Halter, ein pensionierter Richter, schon Strafrichtern aufgetischt. Nun klagte er vor dem Verwaltungsgericht München gegen die Gemeinde, um nicht die 18 000 Euro an Kosten für "Bodos" Verpflegung im Tierheim übernehmen zu müssen.

Genau diese Summe fordert die Gemeinde von dem 85-jährigen Feldafinger zurück, der es offenkundig mit dem Leinen- und Maulkorbzwang nicht so genau genommen hatte. Der Kläger erzählte am Donnerstag im Gericht, dass er zwar einen Schäferhund besessen, der aber "Baldur" geheißen habe und ihm auf einer Fahrt vor vier Jahren entlaufen sei. Der Hund ist seither nicht mehr aufgetaucht.

An das Prinzip "Doppeltes Lottchen" mochte Richter Christian Dietrich indes nicht so recht glauben. Für ihn sind die Aussagen von fünf Bürgern aus Feldafing glaubwürdiger, die "Bodo" als den bissigen Hund des Pensionärs eindeutig identifiziert haben. Der Verwaltungsrichter bot dem früheren Halter und auch dessen Bruder jetzt einen Kompromiss an, um diesen Fall "nicht wieder hochkochen" zu lassen. Demnach sollten sie doch ihre Klage besser zurückziehen, wofür die Gemeinde 5000 Euro der Unterbringungskosten eventuell erlassen könnte, schlug Dietrich vor.

Während der jüngere Bruder, der den "jahrelangen Scheiß um diesen Hund" nicht mehr ertragen kann, auf den richterlichen Vorschlag einging, blieb der Ex-Schäferhundbesitzer zunächst stur. Der 85-Jährige zog dann aber seine Klage gegen die Kommune zurück - zumindest vorerst. Denn er will den hohen Kostenbescheid genau prüfen, den die Behörde ihm bald in gesonderter Form zustellen soll.

Die Anwältin der Gemeinde schien von dieser Linie wenig begeistert zu sein. Sie befürchtet eine weitere Runde im Streit um den Schäferhund und glaubt, dass die Sache längst noch nicht ausgestanden ist. "Dann sitzen wir wieder hier", sagte die Juristin am Ende der einstündigen Verhandlung. Jedenfalls ist wohl klar, dass die Gemeinde nicht auf den 18 000 Euro der Unterbringung des Vierbeiners sitzen bleiben will. Es geht zudem um Steuergelder.

Und was macht "Bodo"? Das war nur beiläufig ein Thema, allerdings geht von dem angeblich so gehorsamen Schäferhund keinerlei Gefahr mehr aus: Das altersschwache und kranke Tier, das zuletzt von einer Pflegefamilie in München behütet wurde, ist vor Kurzem eingeschläfert worden. Was eben nicht garantiert, dass der Prozess endgültig vorbei ist.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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