Zwist unter Nachbarn:Gautinger Protest gegen Starnberger Umfahrung

Lesezeit: 2 min

CSU, Grüne und SPD lehnen Jann-Trasse ab, weil sie Wasserschutzgebiet tangiere und teilweise auf Gautinger Flur liege.

Von Michael Berzl, Starnberg/Gauting

Während die Tunnelgegner in Starnberg noch über ihr gutes Ergebnis bei der wiederholten Stadtratswahl im April jubeln, ist man in der Nachbarkommune Gauting alarmiert. Schließlich soll nun statt eines Tunnels eine Umgehung die Verkehrsprobleme im Norden der Kreisstadt lösen, doch mindestens eine Variante passt den Nachbarn nicht: Die drei großen Fraktionen von CSU, Grünen und SPD fordern in einem gemeinsamen Antrag, dass sich Gauting gegen die sogenannte Jann-Trasse im Norden Starnbergs ausspricht. Vor allem den Naturschutz führen sie als Argument ins Feld. Noch im Mai soll der Antrag behandelt werden, glaubt der Grünen-Sprecher Jürgen Schade. Dass das Statement gegen die Starnberger Umfahrungspläne zumindest eine große Mehrheit findet, steht angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat außer Frage.

Die Wahlen in Starnberg, die stets auch Abstimmungen über Tunnel oder Umfahrung waren, ergeben ein eindeutiges Stimmungsbild: "Außen rum statt mittendurch", so ein Wahlkampfmotto, soll der Verkehr fließen. Die schon recht weit gediehenen Pläne für einen Tunnel sind damit möglicherweise vom Tisch, die Debatten über alle möglichen Umgehungsvarianten dagegen dürften nun erst richtig beginnen. Und schon gibt es erste Widerstände.

Der Gautinger Gemeinderat habe "kein Verständnis dafür, dass einige politische Gruppierungen in der Stadt Starnberg verkehrliche Lösungen auf Kosten ihrer Nachbargemeinde lösen wollen", erklären die Fraktionssprecher Schade, Eva-Maria Klinger (CSU) und Petra Neugebauer (SPD). Die ortsferne Umgehung, die sich BLS-Stadtrat Walter Jann ausgedacht hat, würde Naturschutz- und Wasserschutzgebiete durchqueren, ein wertvolles Naherholungsgebiet massiv beeinträchtigen und einen Lärm verursachen, der Mensch und Tier nicht zumutbar sei, argumentieren sie. Auch die Schlossgaststätte Leutstetten sei betroffen. Ein Teil der Strecke liege außerdem auf Gautinger Gemeindegebiet und würde landwirtschaftliche Flächen im Bereich des Ortsteils Hausen durchschneiden. Die gut acht Kilometer lange Nordtangente führt nach den Vorstellungen der Starnberger Bürgerliste von der Garmischer Autobahn bei Schorn mitten durch den Wald und durch Felder nach Westen, nördlich an Leutstetten vorbei und auf einer mehr als 200 Meter langen Brücke über die Würm. Sie mündet nach zwei weit geschwungenen Kurven schließlich bei der Waldkreuzung in die Westumgehung. In sechs Jahren könnte diese Straße fertig sein, behaupteten die Tunnelgegner im Wahlkampf. Doch da werden wohl noch viele andere mitreden, einige Behörden und eben auch die Nachbarn. Die FDP-Fraktion in Gauting dürfte durch den Vorstoß der Gemeinderatskollegen in die Bredouille kommen: Einerseits dürfte sie sich den Interessen ihrer Gemeinde verpflichtet fühlen, andererseits gehören ihre Starnberger Parteifreunde aber zu den Tunnelgegnern - und damit zu den Befürwortern einer Umfahrung.

© SZ vom 06.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: