Starnberg:Autos für alle Fälle

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Stadtförderer Lars Werkmeister will die Starnberger im zweiten Anlauf doch noch für das Carsharing begeistern. Jetzt werden Interessenten gesucht.

Peter Haacke

Das schöne englische Wort "Carsharing" bedeutet frei übersetzt "Autoteilen". Es umschreibt nicht etwa die Tätigkeit eines Autoverwerters oder Schrotthändlers, sondern kennzeichnet vielmehr eine Idee, die sich schon seit Jahren in nahezu allen Großstädten, aber auch in vielen mittelgroßen Kommunen durchgesetzt hat: Mehrere Menschen teilen sich ein Auto - oder besser gleich einen ganzen Fuhrpark. Was jedoch anderorts zur selbstverständlichen und kostengünstigen Alternative zum eigenen Auto geworden ist, blieb im Landkreis Starnberg bisher die Ausnahme. Lediglich in Gauting wird seit 1997 durchaus erfolgreich ein Carsharing-Konzept umgesetzt. In Starnberg hingegen lief das Modell nicht richtig: Mittlerweile ist in der Kreisstadt nur noch ein einziges Fahrzeug verfügbar, das überwiegend von Bürgern aus München genutzt wird. Doch das soll nun anders werden: Auch in Starnberg könnte das Teilen von Fahrzeugen durch mehrere Nutzer greifen - sofern sich denn genügend Interessenten dafür fänden.

Carsharing-Angebote liegen im Trend. Wie in Gauting soll auch in Starnberg eine Station eingerichtet werden. Fredrik von Erichsen/dpa (Foto: dpa)

Stadtförderer Lars Werkmeister wurde dazu auserkoren, die alte Idee in der Kreisstadt neu zu beleben. Der Geschäftsführer des städtischen Vereins "Stadtmarketing Starnberg" präsentierte im Rahmen der Ortsversammlung von den Grünen am Montag in Starnberg die Grundzüge eines Konzepts, das sich im wesentlichen am Carsharing-System des Vereins "Stattauto" München orientiert. Nach diversen Vorgesprächen mit Fachleuten und Inhabern von Autohäusern kommt Werkmeister zur Einschätzung: "Die Rahmenbedingungen sind vorhanden. Was wir brauchen, sind Leute, die sich dafür auch interessieren." Rund 100, besser 150 Mitglieder wären seiner Überzeugung nach schon ausreichend.

Die Vorteile des Autoteilens liegen auf der Hand - zumindest für bestimmte Zielgruppen: Sofern ein Nutzer pro Jahr weniger als 12 000 Kilometer fährt und nur ab und an ein Fahrzeug benötigt, rentiert sich Carsharing. Neben einer Aufnahmegebühr in einen Verein, einer monatlichen Grundgebühr von sieben Euro und einer Kaution zahlen Nutzer nur noch die tatsächlich in Anspruch genommenen Leistungen. Abgerechnet wird nach gefahrenen Kilometern und nach Zeit, Wartung und Pflege des Fahrzeugs übernehmen komplett die Betreiber. Und die Kosten für Benzin sind im Preis inbegriffen. Stattauto-Mitglieder etwa haben Zugriff nicht nur auf ein einziges Fahrzeug, sondern auf eine ganze Fahrzeugflotte vom Kleinwagen über Kleinbus bis hin zum Transporter - und das bundesweit durch Kooperation mit der Deutschen Bahn, die eine eigene Fuhrparkflotte mit dem Namen "flinkster" betreibt. Weitere Vorteile: Durch temporäre Nutzung ändert sich auch das eigene Verhalten, denn das Auto wird nur benutzt, wenn man es wirklich braucht - im besten Fall also ein aktiver Beitrag zur Verkehrsvermeidung.

Fraglich ist nur, ob sich die wiederbelebte Idee nach den bislang eher ernüchternden Erfahrungen in der rund 23 000 Einwohner zählenden Kreisstadt Starnberg tatsächlich durchsetzen lässt. "Wo fängt man an?", fragte Werkmeister, "und wer trägt das unternehmerische Risiko?" Sicher ist: Mobilität ohne eigenes Fahrzeug wird auch in Starnberg ein Zukunftsthema sein. Doch aller Anfang ist schwer, zumal so ein Unternehmen ja auch Gewinne erwirtschaften soll. Der Stadtförderer peilt daher zunächst eine "Basis von 30 bis 40 Leuten" an, die per Unterschriftenliste ihr Interesse für Carsharing bekunden sollen. Danach könnte eine öffentliche Infoveranstaltung folgen. Den Segen der Grünen hat Werkmeister für seine Idee jedenfalls schon mal: der Starnberger Ortsvorstand hat unlängst die Unterstützung der Aktion beschlossen.

© SZ vom 05.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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