Seefeld:Zauber des Zelluloids

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Die István-Szabó-Reihe zeigt beeindruckende Filme und die Tücken der Kinotechnik

Von Andreas Ostermeier, Seefeld

Die Begegnungen mit dem Filmregisseur István Szabó gehören zu den Höhepunkten des Fünf-Seen-Filmfestivals. Der bescheidene und auskunftsfreudige Oscar-Preisträger ist da, wenn seine Filme gezeigt werden. Danach diskutiert er mit dem Publikum und erzählt Geschichten aus seinem langen Film- und Theaterleben, so beispielsweise von der Zusammenarbeit mit der amerikanischen Schauspielerin Glenn Close, die auch nach ihren Drehs noch am Set blieb, um die anderen Schauspieler und deren Rollen kennen zu lernen und die Familienverhältnisse der Techniker zu erfahren. Das alles wollte sie wissen, weil sie überzeugt war, dass nur aus einer guten Zusammenarbeit auch ein guter Film entstehen könne, berichtet Szabó.

Die Werke des 79 Jahre alten ungarischen Regisseurs versetzen die Zuschauer aber nicht nur in die Vergangenheit, aus der die Themen der Filme stammen, sondern auch technisch in frühere Zeiten. Spulen, Zelluloid und Filmrisse, das kennen nur noch die Älteren. Bei der Szabó-Werkschau lernen auch die Jüngeren im Publikum diese Begriffe kennen. Denn manche Filme des Ehrengasts gibt es nur auf 35 Millimeter, nicht auf einem elektronischen Medium. Da hilft das ganze Hightech im Kino nichts, da hängt die Vorführung von einer Maschine ab, die zuletzt vor einem halben Jahr im Einsatz gewesen ist.

Dann zeigen sich längst vergessene Tücken. So bei "Zauber der Venus". Der Film beginnt, das Bild ist etwas dunkel. Versuche, es heller zu machen, enden damit, dass der Ton ausfällt. Die Bilder laufen weiter, ein Stummfilm. Unruhe im Publikum. Der Film beginnt erneut, jetzt hält der Ton. Plötzlich aber ist die Leinwand weiß, der Film gerissen. Im Vorführraum wird eifrig geklebt, der Schaden ist rasch behoben, der Film läuft wieder an. Die unerwarteten Unterbrechungen finden einen Moderator. Es ist Szabó selbst. Und ihm, so ist der Eindruck, gefallen die Pannen. Denn er spricht über die Unterschiede beim Filmemachen einst und jetzt. Mag die Technik heute auch ausgereifter sein, der Regisseur ist überzeugt: "Früher war Film, heute ist Elektronik."

© SZ vom 02.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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