Seefeld:Seefeld will das Gymnasium

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Nachdem sich die Grundstücksverhandlungen für den Bau einer Schule in Herrsching als ausgesprochen schwierig erweisen, bietet sich nun die Nachbargemeinde als Standort mit geeignetem Areal an

Von Christine Setzwein, Seefeld

Die Anfrage des Landrats war kurz, aber brisant: Ob denn die Gemeinde Seefeld Flächen für den Bau eines Gymnasiums hätte, wollte Karl Roth im August wissen. Antwort: Sie hätte! Unterhalb des Hechendorfer Bahnhofs stünden insgesamt 60 000 Quadratmeter zur Verfügung. Am Dienstagabend erklärte sich der Gemeinderat Seefeld "grundsätzlich" bereit, das Areal zu überplanen. "Das könnte ein interessanter Herbst werden", meinte Bürgermeister Wolfram Gum (CSU). Nur eine Absichtserklärung war gefragt. Doch im Laufe der Debatte fanden die Gemeinderäte immer mehr Gefallen an dem Gedanken, dass Seefeld Gymnasiums-Standort wird. Gut für die Bildung, gut für die Bedeutung. Einer von ihnen, Peter Schlecht (Freie Wähler), war auch schon tätig, nachdem die Anfrage von Landrat Roth am 22. August und einen Tag später ein entsprechender Antrag der FDP-Fraktion im Rathaus eingegangen war.

Um keine Zeit zu verlieren, sprach er bereits mit den Grundstücksbesitzern, ob sie Flächen - für ein Gymnasium werden etwa 30 000 Quadratmeter gebraucht - veräußern würden. Alle hätten übereinstimmend gesagt, dass der Bau einer weiterführenden Schule "sehr sinnvoll" sei und sie bereit wären zu verkaufen. Überhaupt könnte das Bahnhofsareal aufgewertet werden mit einem Gymnasium in unmittelbarer Nachbarschaft: Östlich der Gleise könnten Parkplätze entstehen, der Bahnhof könnte behindertengerecht ausgebaut werden und ein Bahnhofskiosk mit Schreibwarenladen hätte auch sein Auskommen, schwärmte der Bürgermeister.

Aber natürlich sei der Standort Herrsching auch für die Seefelder die erste Wahl, sagte Gum: "Wir stehen bereit, drängen uns aber nicht vor." Kritisch äußerte sich nur Ute Dorschner (SPD). Nicht nur, weil die Flächen im Aubachtal und damit im Landschaftsschutzgebiet liegen. Sie befürchtet auch einen noch größeren Siedlungsdruck auf Seefeld, sollte ein Gymnasium kommen: "Das wird die Struktur des Orts massiv verändern."

Ob es wirklich zum Bau einer Schule in Seefeld kommt, werden die kommenden Wochen zeigen. Bekanntlich ist das Projekt "Zweites Gymnasium für den Westen des Landkreises" in Herrsching ins Stocken geraten. Ein Landwirt fordert das Vierfache des Preises, den Gemeinde und Landkreis zu zahlen bereit sind. 62 Euro pro Quadratmeter hatte ein Gutachter für die landwirtschaftliche Nutzfläche zwischen Gewerbegebiet und Seefelder Straße im Norden Herrschings errechnet. Der Landwirt und CSU-Gemeinderat möchte 280 Euro.

In der Nähe des S-Bahnstrecke liegt das Grundstück, das Seefeld dem Landkreis für ein neues Gymnasium anbieten will. (Foto: Georgine Treybal)

Damit ist er nicht mehr der einzige. Wie der Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller (parteifrei) am Mittwoch der SZ sagte, weigert sich nun auch eine Eigentümergemeinschaft, den Kaufvertrag über den Quadratmeterpreis von 70 Euro zu unterzeichnen. Heißt für das geplante Gymnasium: "Die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns ist höher als die des Baus." Die von Ute Dorschner ins Spiel gebrachte Alternative, das Gymnasium doch in der "leer stehenden" Beamtenfachhochschule in Herrsching unterzubringen, funktioniert jedenfalls nicht. Das Gebäude steht keineswegs leer, wurde vor einigen Jahren sogar erweitert und hat gerade eine Ausschreibung für "800 stapelbare Hallenstühle" laufen. Aufgeben will Schiller dennoch nicht. Immerhin hätten Förderverein und er jahrelang für ein zweites Gymnasium im Westen gekämpft, "das unbedingt notwendig ist".

Aufgeben will auch Landrat Roth nicht. Er freue sich natürlich über das Angebot aus Seefeld und halte auch die Lage am S-Bahnhof Hechendorf für gut, sagte er am Mittwoch. Aber er hoffe immer noch, dass Herrsching Standort bleibt. Kommende Woche werde er die Gespräche mit den Herrschinger Grundeigentümern wieder aufnehmen. Denn nach einem Beschluss des Kreistags wird der Landkreis als Käufer auftreten, nicht mehr die Gemeinde.

Dass der Bau eines Gymnasiums im Landkreis durchaus auch globale Bedeutung habe, befand Seefelds Bürgermeister Gum. "Bildung", sagte er, "ist das einzige, was Deutschland auf dem Weltmarkt anbieten kann."

© SZ vom 18.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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