Seefeld:Heiteres Heimspiel

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Der Hechendorfer Chor präsentierte sich im Schloss Seefeld trotz deutlichem Übergewicht an weiblichen Stimmen als homogener Klangkörper. (Foto: Nila Thiel)

Der Chor Cappella Vocale wird in Seefeld gefeiert

Von Reinhard Palmer, Seefeld

Die Hechendorfer sind ein sangesfreudiges Völkchen: Wer nicht selbst in den Reihen der etwa 30-köpfigen Cappella Vocale auf der Bühne stand, nahm als Konzertbesucher daran teil. Zweimal war das Sudhaus Seefeld in Folge komplett ausgebucht und nicht alle Interessenten kamen unter. Ein hoch auf die lokale Solidarität! Dieser Andrang hatte aber auch damit zu tun, dass sich der gemischte Chor nicht dem klassischen Fach verschrieben hat, sondern sich das Repertoire aus dem profan-unterhaltsamen Sektor erschließt. Unter dem sinnigen Titel "Sway" (schwanken, wiegen, schwingen) ging es diesmal in die gute alte Zeit des Swing zurück.

Dass der in Englisch gleichnamige Song des Mexikaners Pablo Beltrán Ruiz ein Mambo ist, zeigte schon die Erweiterung des Swing-Begriffes an. "Manhã de Carnaval", der berühmte Bossa Nova von Luiz Bonfá aus dem Film "Orfeu Negro", durfte denn auch nicht fehlen, zumal Latin eine reizvolle Variante des Swing bietet und Filmmusik ein wichtiger Teil des Repertoires des Chores ist. So brachte sich die Cappella Vocale gleich zu Beginn mit beschwingtem Scat-Gesang in "The Pink Panther", der Filmmusik von Henry Mancini, in Stimmung. Eine gute Stimmübung, die bei fingerschnippendem Hüftschwung auch gute Laune machte. So herrschte schon nach wenigen Minuten eine entspannte, heitere Atmosphäre im Saal.

Chorleiterin Adele Bassermann leitete vom E-Piano aus, also eher mimisch und musikalisch motivierend. Da die Choristen ihre Einsätze längst verinnerlicht haben, richtete sich denn auch das Dirigat auf die mitreißenden Qualitäten. Um Tempi und Rhythmik musste sie sich nicht besonders kümmern, da ihr Schlagzeuger Robert Hübsch mit zuverlässigem, dezent einfließendem Puls zur Seite stand. Die jungen Solistinnen Amelie Scheffels und Magdalena Straub kamen zu Beginn noch etwas zaghaft rüber. Mit wachsendem Mut legten indes beide vielversprechende Potentiale frei. Mit "Georgia on my mind" und "Fly me to the moon" bekannte sich Scheffels zum lyrischen Fach. Auch Straub formte die Ballade "A Nightingale sang in Berkeley Square" vergleichbar schönfarben, allerdings substanzvoller und energischer.

Ihre Stimme trug bereits gut genug, "Happy" über die Chorunterlage legen zu können, die rhythmisch scharf geschnitten eine Menge Kraft vermittelte. An den Song "Somethin' stupid", den Nancy und Frank Sinatra sowie Robbie Williams und Nicole Kidman in die Charts sangen, wagte sich ein Quartett aus den Chorreihen heran: Eine reife Leistung, die in Sachen Klangbalance absolut ausbaufähig ist. Und das gilt ebenso für den Chor, der allerdings mit nur sechs Männern und viermal so vielen Frauen damit wohl seine Probleme haben dürfte. Bei der einzigen A-Cappella-Einlage "Deep River" kam jedenfalls die Cappella Vocale als homogener Klangkörper rüber. Durchweg frenetische Ovationen und zwei Zugaben.

© SZ vom 21.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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