Seefeld:Einigkeit macht stark

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Helmut Friedrich ist Interimsgeschäftsführer der Seefelder Klinik. (Foto: Treybal)

Der Starnberger Klinikchef Thomas Weiler und der Seefelder Interimsgeschäftsführer Helmut Friedrich sollen die beiden kommunalen Krankenhäuser zusammenführen. Aufsichtsrat und Kreistag müssen noch zustimmen

Von Christine Setzwein, Seefeld

Dieser Donnerstag war ein guter Tag für den Seefelder Bürgermeister Wolfram Gum, für den Zweckverband Chirurgische Klinik Seefeld, für die Mitarbeiter in dem Krankenhaus und nicht zuletzt für die Patienten. Die Zukunft des 72-Betten-Hauses sieht wieder rosiger aus. Der neue Interimsgeschäftsführer Helmut Friedrich soll zusammen mit dem Geschäftsführer des Starnberger Klinikums, Thomas Weiler, die beiden kommunalen Krankenhäuser zusammenführen.

Eigentlich hatte sich der Hechendorfer Friedrich dieses Jahr anders vorgestellt. Mit seinen 65 Jahren wollte er zum 1. Mai in Rente gehen. 28 Jahre lang war er Mitarbeiter der Schindlbeck-Klinik in Herrsching, zuletzt als stellvertretender Geschäftsführer. Doch die Bitte des Zweckverbandsvorsitzenden Gum, sich bis zur Übernahme durch Starnberg um die finanziell in Schieflage geratene Seefelder Klinik zu kümmern, wollte er nicht abschlagen. "Das ist eine sinnvolle Aufgabe", sagte er am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Er wolle den Klinikstandort Seefeld für die Bevölkerung erhalten. Bis Ende April werde er halb in Seefeld, halb in Herrsching arbeiten. Robert Schindlbeck, der auch Gemeinderat in Seefeld ist, hat dem zugestimmt. Und noch ein Grund hat Friedrich bewogen, die Aufgabe zu übernehmen: Er ist privat mit Thomas Weiler, der ebenfalls in Hechendorf lebt, befreundet. "Wir verstehen uns sehr gut", sagte Friedrich, "sonst hätte ich es nicht gemacht."

Zum ersten Mal seit Wochen war auch Chefärztin Regine Hahn wieder guter Dinge. "Ich bin sehr zufrieden", sagte sie. Sie bekommt einen neuen, vierten Operationssaal, und das möglichst schnell. Das ist laut Gum ein ausdrücklicher Wunsch von Weiler, damit die Belegungszahlen in Seefeld steigen. Es soll sich dabei um einen OP in Leichtbauweise handeln, der etwa 2,8 Millionen Euro kostet. Eine Idee, wie der Zweckverband den finanzieren könnte, hat Gum schon. Die Gemeinde Seefeld könnte dem Zweckverband ein Grundstück hinter dem Krankenhaus abkaufen. Es wären 4000 Quadratmeter, die wohl um die 1,9 Millionen Euro kosten würden. Für Seefeld eine Win-win-Situation, meinte Gum: "Dann hätten wir ein Grundstück für ein Seniorenheim." Den Rest müsste der Zweckverband finanzieren, dem die Gemeinden Andechs, Herrsching, Inning, Seefeld, Gilching, Weßling und Wörthsee sowie der Landkreis Starnberg angehören. Ohnehin werden die Mitglieder noch heuer über eine Krankenhausumlage zu Kasse gebeten. Der frühere Geschäftsführer soll die roten Zahlen der Seefelder Klinik über Jahre verschleiert haben. Nur ein langfristiger Kredit über zwei Millionen Euro hat das kleine Krankenhaus überhaupt gerettet.

Das alles ist freilich nur möglich, wenn der Aufsichtsrat des Starnberger Klinikums und der Kreistag zustimmen. Die Übernahme durch Starnberg könne ohnehin erst 2017 erfolgen, sagte Gum. Bis dahin bleibt die Geschäftsführung in Seefeld, handelt aber nur in Absprache mit Starnberg. Bis zur Übernahme bleibt auch der Zweckverband bestehen - und der Zahlmeister. Investiert werden muss in den kommenden Jahren auf alle Fälle in das Seefelder Krankenhaus, vor allem in die Haustechnik. Das alles wollen die Starnberger nicht alleine schultern. Wenn aber die Zukunftsfähigkeit und Versorgungsrelevanz der Seefelder Klinik festgestellt sei, sagte Gum, werde sich auch das Gesundheitsministerium an den Kosten beteiligen. Er bedanke sich ausdrücklich bei Landrat Karl Roth, dass er sich so für den Erhalt des Standorts Seefeld einsetze, und bei Thomas Weiler, der mit seinem Fachwissen zur Seite stehe. Gum: "Jetzt haben wir eine Perspektive."

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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