Mitten in Unterbrunn:Tierliebe hat Grenzen

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Wildsau und Schnecke haben eines gemeinsam: Oft werden sie als zu zudringlich empfunden

Von Michael Berzl

Das Tier an sich ist unterschiedlich beliebt. Gewinnend wirken zum Beispiel weiches Fell, große drollige Augen und Fertigkeiten wie das Schnurren der Katze. Andere Tiere werden weniger geschätzt, sei es, weil sie eine glitschige Haut haben, schlecht riechen oder zudringlich sind. Das gilt etwa für die Nacktschnecke: kein Fell, keine Augen und schnurrt nicht. Aber auch für die Wildsau: borstiges Fell, grunzt und blickt nicht drollig drein, sondern eher hinterfotzig. Schnecke wie Sau sind jedenfalls im heimischen Garten nicht willkommen.

Vor etlichen Jahren kam es vor, dass ein Gautinger Gymnasiast bei einem Wandertag in den Forstenrieder Park ein kleines Wildschweinchen gestreichelt hat. Das war natürlich gefährlicher Leichtsinn, und der Bub hat für den Rest des Ausflugs gestunken wie eine Sau. Trotzdem ist er mittlerweile ein erfolgreicher Geschäftsmann. Bernhard Högner ist Bauer in Unterbrunn und würde dem Schwarzkittel gerne alles mögliche verpassen, aber bestimmt keine Streicheleinheiten. Die Rotten werden für seinen Geschmack einfach zu zudringlich. Ob Eber, Bache oder Ferkel: Wenn die Schweinefamilie der Hunger packt, dann kennen die nix und durchwühlen ganze Äcker. Als sie noch weiter draußen bei Mitterwies unter einer Eiche randaliert haben, war das noch einigermaßen okay. Jetzt kommen sie den Ortschaften so nah wie noch nie, hat der Unterbrunner Landwirt festgestellt. Im Familienverband tauchen sie auf, graben mit vereinten Kräften bestellte Felder um und hinterlassen manchmal beträchtliche Schäden.

Da kann der Gartenbesitzer, wenn er sich grämt angesichts eines Salatblattes, das nicht mehr da, weil es weggeknabbert ist, ja noch glücklich schätzen, dass der so glimpflich davongekommen ist. Und wenn dann noch seine Katze schnurrend mit ihrem weichen Fell um die Füße streift, ist alles wieder gut. In Krailling gibt es sogar einen Kater, der Schnecken frisst. Das macht ihn aber nicht sympathischer.

© SZ vom 01.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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