Es gibt Momente im Leben, in denen man sich ernsthaft Gedanken über das eigene Gewicht machen sollte. Sogar dann, wenn man Landrat im Landkreis Starnberg ist. Sprich, eine Position bekleidet, die ja ein gewisses Gewicht hat. Ohne Karl Roth nun nahe treten zu wollen, ist es in Bayern traditionsgemäß von Vorteil, dieser Rolle auch optisch zu entsprechen. Stattlich nennt man hierzulande Figuren, die nicht gerade denen von Hungerhaken entsprechen. Und stattlich nennt man nun einmal auch gern Menschen, denen man mehr oder weniger Respekt entgegenbringt. Selbst, wenn es sich dabei um Politiker handelt.
Begibt sich dann aber so ein Mensch auf eine ganz offizielle Reise nach Taiwan, offenbart die Sache mit dem Gewicht ganz neue Facetten. Zum Beispiel, wenn man das Wahrzeichen der Stadt besucht, Taipeh 101. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein 508 Meter hoher Wolkenkratzer, an dessen Spitze man allerdings nur mit mehreren Aufzügen gelangen kann. Nicht wundern: Hier ist Umsteigen wirklich garantiert. Zugelassen sind diese Lifte in dem Gebäude normalerweise für 20 Menschen. Also geht eine Starnberger Delegation, bestehend aus 14 Personen, naturgemäß davon aus, so eine Fahrt zur Aussichtsplattform gemeinsam absolvieren zu können. Zunächst klappt das auch. Zumindest das Einsteigen.
Als Mann mit Manieren lässt der Landrat den Damen auch den Vortritt. Dann folgen die Männer der Reisegruppe. Und schließlich betritt auch Karl Roth die Aufzugskabine. Mit fatalen Folgen: Der Lift rührt sich nicht mehr von der Stelle. "Overload" meldet er. Da hilft nur noch eines: Wieder raus aus dem Teil und auf den nächsten Lift warten. Roth nimmt das allerdings sehr gelassen. Und als Kompliment der Gastgeber hier: "Da sieht man doch nur, wie viel Gewicht wir hier haben."