Mitten in Starnberg:Himbsel soll er heißen

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Dem Starnberger Stadtrat Gerd Weger ist der Name Bürgerpark viel zu fad. Da musss schon ein kunstsinniger Architekt her

Von Peter Haacke

Wenn es einen gibt, der sich wirklich in Starnberg auskennt, dann ist es Gerd Weger. Der dienstälteste Stadtrat und Ortsteilreferent gilt als wahrer Kümmerer, dem selbst kleinste Details im Stadtbild der Kreisstadt auffallen. Weger ist aber nicht nur Bewahrer, sondern auch Visionär. Und so machte er sich jüngst Gedanken um ein Grundstück am See, das die Stadt schon lange vor Eva John vom Freistaat erworben hat: die Schiffswiese. Oder besser: Bürgerpark. Doch Weger erscheint diese Bezeichnung zu profan und schlägt deshalb bei der Namensgebung Himbsel vor.

Nun mag manch' Zeitgenosse rätseln: Wer ist Himbsel? Oder auf Neudeutsch: Who the fuck is Himbsel? Die Antwort darauf in Kurzform: Johann Ulrich Himbsel (1787 - 1860) ist verantwortlich dafür, dass die Stadt Starnberg von ihrem See abgetrennt ist. Denn der kunstinspirierte Architekt und bayerische Beamte entwarf nicht nur viele beachtenswerte Bauten, sondern war auch Vertreter des Fortschrittsgedankens: Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke von München nach Augsburg initiierte er als privater Unternehmer auch die Eisenbahnstrecke von München nach Starnberg und gilt zudem als Erfinder der Dampfschifffahrt für Ausflügler auf dem Würmsee. Insofern hat er Starnberg gleichermaßen Fluch und Segen beschert.

Weger jedenfalls ist davon überzeugt, dass die Errungenschaften Himbsels die Entwicklung Starnbergs maßgeblich positiv beeinflusst haben. Sein Name sei würdig, mit Hafengelände und Erholungsfläche in Verbindung gebracht zu werden. Unbekannt ist bislang, wie der Stadtrat darüber denkt. Denn der Park mit Spielplatz ist derzeit eine Hundeauslauf-, Spiel- und Kotwiese. Zwar ist historisch nicht belegt, wie das Verhältnis Himbsels zu Tieren war. Doch zur Abbildung realer Verhältnisse sollte auch ein zeitgemäßer Name her, über den der Stadtrat schon bald hitzig diskutieren dürfte - sofern die Bürgermeisterin nicht wieder eine Agentur damit beauftragt. Erste Vorschläge gibt's bereits: Wie wäre es mit "Himbsels Doggypark"?

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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