Mitten in Starnberg:Den Anwalt in Rufweite

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Der Starnberger Autofahrer hat es schwerer als alle anderen, er braucht mindestens eineinhalb Parkplätze

Von Gerhard Summer

Der Parksünder außerhalb von Starnberg, man muss es so sagen, ist nicht mehr das, was er mal war. Unsere Freunde aus Bad Tölz meldeten unlängst: Ein 61-jähriger Lenggrieser, der sein Auto womöglich zu lange, vielleicht auch ohne Parkschein in der Kurstadt abgestellt hatte und erwischt worden war, legte sich mit der Verkehrsüberwacherin an. Erst wollte er den Strafzettel zerreißen. Danach schlug er der Frau auf die Hand, als sie ihn mit der Dienstkamera aufnehmen wollte. Ja, das ist ein Ding: Der Lenggrieser, einst der wilde Hund und Volksheld unter den Isarwinklern, der 1705 in die Sendlinger Bauernschlacht gezogen war, schafft es heutzutage nicht mal mehr, ein lächerliches Stück Papier zu zerfetzen und kurzen Prozess mit der Dame zu machen. Wo war sein Dreschflegel, Himmelherrschaftszeiten!

In Starnberg gäbe es das nicht, also dass der Falschparker, respektive sein falsch geparktes Auto abgelichtet werden, um das Vergehen zu dokumentieren. Denn der Starnberger kommt selten allein, und wenn doch, hat er seinen scharfen Anwalt in Rufnähe. Kurz das Handy gezückt, und der Advokat wäre zur Stelle und würde feststellen, dass städtische Angestellte gar nicht befugt sind, Fotos vom Wagen seines wichtigen Mandanten zu machen. So schaut's aus!

Leider ist es aber auch so, dass der Starnberger beim besten Willen gar nicht richtig parken kann, ob in Bad Tölz, Washington D.C. oder in seiner Heimatstadt. Denn der SUV ist für einen einzigen Stellplatz zu groß, dieser Bolide braucht eher zwei, mindestens aber eineinhalb Plätze. Der Fahrer steht also immer mit zwei Reifen in der Illegalität, was natürlich nicht seine Schuld ist, sondern die der Autohersteller. Wenn eine Parküberwacherin das nicht einsehen sollte, packt der Starnberger seinen mediterranen Charme aus, den wohl nur Seeanwohnern im Laufe ungezählter Sonnenauf- und Untergänge entwickeln können. Oder er lässt einfließen, dass er mit Seehofer Handball gespielt hat, mit dem Polizeichef per Du ist und Donald Trump beim Mauerbau unter die Arme greifen wird. Und wenn alles nichts hilft, zückt er seinen letzten Trumpf. Er twittert auf Twitter: Make Starnbergs Parkplätze great again!

© SZ vom 30.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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