Blumen am Straßenrand:Schlampig bis geschleckt

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Nichts ist so aufregend wie die Blumen auf einer Verkehrsinsel - zumindest für die Mitglieder des Umweltausschusses der Gemeinde.

Von Blanche Mamer

Sag mir, wo die Blumen sind - ein Protestsong aus den 60er Jahren. In Gauting passt der Refrain noch immer - vor allem für all jene, denen der Kreisel an der Ammerseestraße ein Dorn im Auge ist. "Ein Kleinod", schwärmt Jutta Kreuzer, Ortsvorsitzende vom Bund Naturschutz. "So was von greislich", meinte dagegen jüngst Stephan Ebner (CSU) im Gautinger Umweltausschuss: Ein ordentliches Blumenbeet täte dem Entrée von Gauting gut, befand er, doch am Kreisel wachse ja nur Unkraut. Doch das stimmt nicht: Das Gras ist noch kurz, dazwischen wachsen Schlüsselblumen, Löwenzahn und Kleebüschel. Gegen üppig blühende Osterglocken und Narzissen am Straßenrand haben es Schlüsselblumen eben schwer. Und weil es immer wieder Gemoser gibt, war Kreuzer nun von Bürgermeisterin Brigitte Kössinger in den Ausschuss gebeten worden, um das Konzept vorzustellen und Verbesserungsvorschläge zu machen. Keine leichte Angelegenheit.

Vor etwa zehn Jahren hatten der einstige BN-Vorsitzende Max Vogt und seine Frau ein artenreiches Biotop angelegt. Statt Stiefmütterchen, Beetrosen, Mininelken oder Vergissmeinnicht ließen sie einen Halbtrockenrasen wachsen. Mehr als 30 heimische Wild- und Wiesenblumen siedeln dort mittlerweile, hieß es, und mindestens ebenso viele Insekten und Schmetterlinge. Skepsis bei der Jungen Union. Biotop? Schlüsselblumen? Nie gehört! Der Kreisel helfe als "Trittbrettbiotop" bei der Verbreitung der Arten. Klar könne man das beim schnellen Vorbeifahren nicht immer erkennen, sagte Kreuzer. Aber es müsse auch nicht alles "so geschleckt sein", fand Petra Neugebauer (SPD). Doch Rosa Strenkert (CSU) hielt dagegen: "Es ist eine schlampige Angelegenheit." Nun stand eine Art feindliche Übernahme bevor: "Wir könnten buntere Blumen aussäen, Wildrosen pflanzen oder ein Insektenhotel bauen", sagte die BN-Vertreterin, man sei ja flexibel. Auch könne man eine Infotafel aufstellen und eine Führung für Gemeinderäte organisieren. Ebner fand die Idee immerhin "nett". Und nun darf man mal gespannt sein, wer für die Führung garantiert keine Zeit hat.

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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