Mitten in Gauting:Possierliche Gefahr

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Der Biber im Grubmühler Feld ist das Ziel von Tierfotografen. Und eine Quelle diverser Spekulationen

Von Otto Fritscher

Es soll ja ein richtiges Raubtier sein, das an der Würm sein Unwesen treibt, und harmlose Spaziergänger beißt, die an diesen heißen Tagen ein bisschen Abkühlung im Fluss suchen. Drei Zentimeter tief, so wird berichtet, sollen die Bisswunden gewesen sein, die der Bösewicht einem seiner bislang zwei Opfer zugefügt hat. Die Rede ist natürlich vom Biber, der im Grubmühler Feld wohnt, jenem idyllischen Abschnitt der Würm zwischen Gauting und Stockdorf. Recht naturbelassen sind die Ufer hier, es gibt hübsche Plätzchen zum Verweilen und zum Baden. Dazu viele Bäume, also reichlich Stoff zum Nagen. Hübsch hier also, das muss sich wohl auch der Biber gedacht haben, als er sich am Würmufer niedergelassen und seine Burg gebaut hat.

Doch seit dem Zwischenfall ist es mit der Ruhe vorbei, wie etwa an diesem beschaulichen Sommerabend. Spaziergänger, die ihre Hunde ausführen, kennen nur ein Thema: Nein, nicht das Wetter, sondern sie diskutieren über die Frage: Wird der böse Biber meinen vierbeinigen Liebling anfallen, wenn dieser ein Bad in der Würm nimmt? Oder gar mich?

Nun, zumindest an diesem Abend tut er es nicht. Friedlich an einem Ast herumkauend sitzt der Biber da, am gegenüberliegenden Ufer, geschützt von allerlei Blätterwerk, und so nur schwer zu entdecken. Da kommt es auf einen scharfen Blick und die richtige Ausrüstung an. Das weiß jener Tier-Fotograf ganz genau, der fast jeden Abend an dieser Biegung der Würm seinen Beobachtungsposten aufschlägt. Bewaffnet ist er mit zwei Digitalkameras und riesigen Teleobjektiven, die mit ihrem Überzug im Camouflage-Look schon sehr gefährlich ausschauen. Der Biber indes lässt sich davon nicht beeindrucken, er mümmelt einfach weiter. Possierliches Tier. Das soll ein Raubtier sein? Nein, der Fotograf kann sich das nicht vorstellen, und die Spaziergänger, die sich mittlerweile um den Fotografen scharen, schon gleich gar nicht. Vielleicht war es ja ein Krokodil.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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