Mitten in Gauting:Endlich weg

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Selten war eine Abbruchfirma so willkommen. Seit Mittwoch wird das Gebäude entkernt. (Foto: Franz X. Fuchs)

Selten war eine Abbruchfirma so willkommen. Viele Jahre wurde ergebnislos debattiert, nun passiert doch noch etwas auf dem Grill-Grundstück an der Würm

Von Michael Berzl

Noch in dieser Woche ist den Gautingern ein Anblick gegönnt, den sie seit Ende vergangenen Jahrhunderts erwarten und nun zunehmend herbeisehnen. Ein Bagger wird heranrattern und den verfallenden Altbau auf dem sogenannten Grill-Grundstück in der Ortsmitte einreißen. Außer dem Gemäuer fällt dazu vielen wohl vor allem ein Wort ein: endlich.

Rückblende: Wir schreiben das Jahr 1999. In Kirgisistan eröffnet die OSZE ein Büro und Steffi Graf gibt ihren Rücktritt vom Profi-Tennis bekannt, Johannes Rau ist Bundespräsident und Ekkehard Knobloch Bürgermeister. Und Georg Grill verkündet zusammen mit seinem Planegger Architekten Jan Rudolf Chylek der Öffentlichkeit seine Pläne für das Areal am Gautinger Hauptplatz. "Wir treiben das intensiv voran", kündigte damals der Sprecher der Erbengemeinschaft an, der die Fläche gehört.

Das Vorantreiben hat sich mit unterschiedlicher Intensität dann noch ein bisschen hingezogen. Zwischenzeitlich wurde der Getränkehandel in dem alten Haus eingestellt, ein Schuppen dahinter ist irgendwann abgebrannt. Ein halbes Dutzend Architekten, ein paar Klagen und Dienstaufsichtsbeschwerden, zig Debatten und Abstimmungen, mindestens einen Workshop, ein schon im Ansatz gescheitertes Bürgerbegehren und zwei Bürgermeisterinnen später passiert nun doch wieder etwas.

Seit Donnerstag räumen Arbeiter eines Abbruchunternehmens aus Sauerlach das marode Gebäude leer. Wenn das Haus entkernt ist, werde der Bagger anrücken, sagte einer der Arbeiter. Passanten, die das beobachtet haben, mochten noch gar nicht glauben, dass es nun doch noch geschieht, an den Anblick der mit Graffiti vollgesprühten Fassade und des kaputten Ziegeldachs haben sie sich im Lauf der Jahre schon gewöhnt, an das Gerede über den scheußlichen Eindruck im Zentrum auch.

Dieser Abriss ist für Gauting ein echter Einschnitt, ein städtebaulicher Meilenstein - was immer er markiert. Dass der Kommunalpolitik damit ein Streitthema gänzlich abhanden kommt, ist dagegen nicht zu befürchten. Es wird ja neu gebaut. Wenn der Platz frei ist, soll ein großes Wohn- und Geschäftshaus mit einem Laden im Erdgeschoss errichtet werden. Zwar nicht ganz so, wie vor 16 Jahren geplant, aber immer noch so, dass es nicht allen gefällt.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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