Mitten im Landkreis:Zeitiger Jahreswechsel

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In welcher Zeitzone liegt eigentlich Tutzing? Den meisten ist das völlig egal.

Von otto fritscher

Nein, es war nicht der sonore Glockenschlag von Big Ben, sondern das deutlich hellere Geläut der Pfarrkirche St. Joseph, das die Tutzinger in der Silvesternacht auf den Jahreswechsel einstimmte. Und zwar Viertel vor Zwölf, wie es der Brauch ist. Wirklich? Denn die Frage war: Welche Zeitzone gilt hier am Starnberger See eigentlich? Auf der Uhr am Tutzinger Bahnsteig nämlich, da rückten die Zeiger unter dem Glockenklang auf gerade mal Viertel vor Elf vor - Londoner Zeit also. Den meisten, so schien es, war dieser Zeitunterschied herzlich egal, denn viele jagten die Kracher, Böller und Raketen schon weit vor Mitternacht in den Himmel. Und die Züge? Die fahren nach Mitternacht ohnehin nur noch im Stundentakt von Tutzing ab. Alle 60 Minuten - da ist die Zeitzone völlig wurscht.

Es war ein ruhiger Jahreswechsel im Fünfseenland, die Polizei meldet kaum Vorfälle. Wer am Neujahrsmorgen aus den Federn kam, den erwartete indes ein Wintertraum in Weiß. Nicht nur an den bekannten Orten wie der Starnberger Seepromenade waren schon am Morgen die ersten Ausgeschlafenen unterwegs. Auch auf den Loipen herrschte im Gegensatz zu den vergangenen verhangenen Tagen regelrecht Hochbetrieb. Unentwegte hatten sich auf den noch nicht gespurten Rundkurs um die Keltenschanze begeben, und es war ein schwerer Schnee, der an den Schuppen kleben blieb und das Vorwärtskommen zur Mühsal machte. Wie gut, dass es in Hadorf den unentwegten Ex-KreisbauernChef Wagner gibt, der die Loipen spurt, sobald es ein bisschen weiß ist. Wer hier auf dem Gelände des Golfplatzes eine gemächliche Runde dreht und dabei den Blick über verschneite Wälder und bizarr vereiste Bäume schweifen lässt, der weiß: Schöner als auf den Loipen vor der Haustür kann Langlauf auch in der Leutasch oder sonstwo nicht sein.

Nicht jeder begrüßt indes das Neue Jahr so cool, wie es ein gewisser Harry aus München am Vormittag des ersten Januar tat. Am Badesteg in Percha schlüpfte er schnell mal aus den Klamotten, trippelte die mit Eis überzogenen Stegstufen hinunter und stürzte sich ins saukalte Wasser. Keinen Mucks gab er von sich, die Freundin hielt alles mit dem Handy fest. Ein Aufstöhnen ging nur durch die Reihen der Zuschauer, die sich auf dem Steg versammelt hatten. Ein wirklich cooler Hund, dieser Harry.

© SZ vom 02.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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