Kostendeckend:Neu aufgestellt

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Weil das Kunstgeschäft schwierig geworden ist, setzen Galeristen auf Relaunch, internationale Ausrichtung und persönliche Kontakte

Von Katja Sebald, Landkreis

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Das wusste bekanntlich schon der große Komiker Karl Valentin. Was für den Künstler gilt, das gilt freilich erst recht für denjenigen, der die Kunst an den Mann bringen will: Kunst zu verkaufen, ist schwieriger denn je. Die Galeristen in und um Starnberg setzen deshalb auf unterschiedliche Strategien für dieses Jahr.

Schon im Dezember hatte Marlen Peix ihren "Temporären Kunstsalon" an der Josef-Jägerhuber-Straße in Starnberg für immer geschlossen. In die Büroetage, die sie versuchsweise als Galerie bespielte, ist jetzt eine Arztpraxis eingezogen. Mit großer Euphorie hatte die Fotokünstlerin Anfang 2015 das Projekt ins Leben gerufen. Zusammen mit Karin Pfab kuratierte sie eine Reihe von Ausstellungen befreundeter Künstlern, um schon nach einem Jahr festzustellen, dass sie die Arbeit unterschätzt hatte.

Nun war Marlen Peix in der glücklichen Lage, dass sie für ihre Galerie keine Miete aufbringen musste, weil ihr das Gebäude selbst gehört. Das Ganze war von Anfang an nicht auf Profit angelegt gewesen, die Künstler sollten Aufbau, Organisation und Ausstellungsaufsicht selbst übernehmen und lediglich zehn Prozent des Verkaufserlöses an die Kuratorinnen abgeben. "Da ist allerdings kaum Geld geflossen", muss Marlen Peix rückblickend eingestehen, nicht einmal die Unkosten ließen sich mit den Einnahmen decken.

Ein deutschlandweites Galeriesterben beobachtet gar Jürgen Stenzel, der sich deshalb "ganz neu aufgestellt hat": Ein "Relaunch" und eine Umfirmierung von "Kunsthalle Schloss Seefeld" zu "Galerie Stenzel" im Herbst 2016 sollen zukünftig den Erfolg garantieren. "Wir sind eine kommerzielle Galerie, und deshalb heißen wir jetzt auch so", lautet seine Erklärung. Er will nun auf ein breiteres Angebot und auf eine internationale Ausrichtung setzen.

Statt auf der "Art Karlsruhe" wie in den vergangenen fünf Jahren will er sich zukünftig auf einer Kunstmesse in Korea präsentieren. Nicht verändern will er trotz des neuen Namens seinen Standort auf dem Land: Das Schloss Seefeld ist ein beliebtes Ausflugsziel und hat eine hohe Besucherfrequenz. "Da lassen sich durchaus Neukunden generieren", sagt er.

Wichtig für die Laufkundschaft sei jedoch, dass für jeden Geschmack etwas geboten ist: "Gekauft wird, was gefällt." Die letzte Ausstellung mit den fotorealistischen Akt- und Stilllebenzeichnungen des amerikanischen Künstlers Dan Pyle etwa sei sehr erfolgreich gewesen. Dennoch: "Das Kunstgeschäft ist extrem schwierig geworden", so Stenzels Einschätzung, "es reicht nicht mehr, einfach Bilder an die Wand zu hängen und auf Kunden zu warten." In der Galerie sind vom Wochenende an frühe Grafiken von Victor Vasarely zu sehen, der Mitbegründer der Op-Art war (Vernissage am 22. Januar um 14 Uhr).

Marlene Peix musste ihren temporären Kunstsalon aufgeben. (Foto: Georgine Treybal)

Einfach nur Bilder an die Wand hängen, das würde Christine Rettinger von der "Galerie Wimmer" ohnehin nicht einfallen: Zu ihren Geschäftsgeheimnissen gehören gute persönliche Kontakte, ein wohlgepflegter Kundenkreis und vor allem Glaubwürdigkeit. Grundsätzlich handelt Christine Rettinger nur das, womit sie sich auch gut auskennt - und das ist ein Bereich der Kunst, in dem auch heute noch Hochkarätiges auf dem Markt ist und außerdem gute Preise erzielt werden können: die Malerei des 19. Jahrhunderts, bevorzugt Landschaftsmalerei und Natursujets, auch Spätimpressionismus des frühen 20. Jahrhunderts.

Die "Galerie Wimmer" geht auf die 1825 gegründete "Hermann'sche Kunsthandlung" zurück und gilt als älteste Galerie Münchens. Im April 2016 ist Christine Rettinger, die die Galerie 1986 übernommen und dreißig Jahre lang in der Briennerstraße geführt hatte, ins Gebäude der ehemaligen Schlossbrauerei in Berg umgezogen - eine deutlich bescheidenere Adresse zwar, aber dennoch ein Gewinn: "Ich muss hier nicht mehr sechs Tage in der Woche im Geschäft präsent sein und bin dadurch deutlich flexibler."

Jürgen Stenzel setzt in Seefeld auf ein breites Angebot. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Auf Laufkundschaft sei sie ohnehin nicht angewiesen, sagt die erfahrene Kunsthändlerin. Was 2017 betrifft, ist sie sehr zuversichtlich, für das kommende Frühjahr plant sie beispielsweise eine Ausstellung mit Künstlern, die im Fünfseenland gelebt oder in dieser Gegend gemalt haben: "Meine treuen Kunden sind mir zwar gerne aufs Land gefolgt, mit dieser Ausstellung möchte ich aber gezielt neue ansprechen."

Ein reines Liebhaberprojekt hingegen ist auch das "Kunstkabinett Starnberg" von Walter Jann, den seine Mitarbeiterin Christine Greil als "großen Kunstmäzen" bezeichnet. Greil leistet in der Galerie nur organisatorische Arbeit, eine bestimmte inhaltliche Ausrichtung oder ein kommerzielles Interesse gibt es ihren Angaben nach nicht.

Seit Sommer 2015 durften auch Hobbykünstler die Räumlichkeiten kostenfrei nutzen, um sich an jeweils drei Wochenenden dem Publikum zu präsentieren. Die Lage am Hanfelder Berg in Söcking habe sich allerdings als nicht ganz ideal erwiesen, so Greil: Es gebe keine Laufkundschaft und entsprechend wenig Verkäufe. Das "Kunstkabinett" macht wie viele andere Galerien in der Region eine längere Winterpause, erst ab März wird es dort wieder Ausstellungen geben.

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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