Kommentar:Verhindern bringt Stillstand

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Zu einem lebenswerten Gauting gehören auch Läden und Wohnungen

Von Michael Berzl

Selten sind so viele und detaillierte Informationen über ein privates Bauvorhaben zugänglich wie über das an der Bahnhofstraße in Gauting. Kaum war der Verkauf des Grundstücks an ein Erlanger Immobilienunternehmen besiegelt, ist die Gemeinde damit an die Öffentlichkeit gegangen. Im Internet sind Entwürfe veröffentlicht, denen nicht nur die Höhe von fünf Stockwerken zu entnehmen ist, sondern alle möglichen Einzelheiten bis hin zu den chamoisfarbenen Klinkersteinen im Erdgeschoss. Selbst den Preis von neun Millionen Euro hat das Rathaus unverzüglich publik gemacht, was durchaus nicht üblich ist. Vertreter der Firma standen bei einer Informationsveranstaltung Rede und Antwort; auch das ist nicht selbstverständlich.

Ein Jahr nach dem Verkauf entdecken Bürgerinitiativen das Bauvorhaben und seine Dimensionen und klagen allen Ernstes über ein "Galoppverfahren". Mit dabei ist wieder das Bürgerforum, ein Verein mit etwa zwölf Mitgliedern, der gemessen an seiner Stärke eine überdimensional große Außenwirkung entfaltet und für sich in Anspruch nimmt, gehört werden zu wollen, wenn es um Fragen des Städtebaus in Gauting geht.

Dass die Initiative gegen den geplanten Neubau mit Edeka, Drogeriemarkt und 60 Wohnungen gerade dermaßen Fahrt aufnimmt, ist wohl einem Zusammentreffen von Zufällen zu verdanken: Am Hauptplatz am unteren Ende der Bahnhofstraße ist gerade zu bewundern, wie ein Bau misslingen kann. Mit diesem abschreckenden Beispiel vor Augen hat sich bei einer Diskussionsveranstaltung über Architektur eine Art kritische Masse gebildet. Und hier kommt die ehemalige Unternehmensberaterin Angelika Siegmund ins Spiel, die gerade Kapazitäten frei und sich der Angelegenheit angenommen hat. "Für ein lebenswertes Gauting", wie es auf ihrer Homepage heißt.

Und für ein Gauting, dem Läden und Wohnungen fehlen. Denn im Erfolgsfall ist die Gefahr, dass dann auf dem ehemaligen Schul-Grundstück erst mal lange nichts passiert, größer, als die Chance, dass ein neuer Anlauf eine Alternative bringt, die allen Gautingern gefällt und wirtschaftlich umsetzbar ist.

© SZ vom 08.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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