Kommentar:Private müssen's richten

Weil Kommunen und Freistaat es nicht hinbekommen, gehen Bürger ein hohes persönliches Risiko ein

Von David Costanzo

So vieles an der Geschichte des Hechendorfer Hauses beschämt. Es ist demütigend, dass die meisten Immobilienanbieter nicht einmal dann zurückrufen, wenn Einheimische für Flüchtlinge mieten wollen. Wie muss es dann erst Syrern, Eritreern, Afghanen und Somaliern ergehen? Sie haben keine Chance auf dem Wohnungsmarkt - auch dann nicht, wenn sie anerkannt sind, in Lohn und Brot stehen und Steuern zahlen. Es ist erniedrigend, dass Unbekannte die Vermieter und die Flüchtlinge in Hechendorf auch noch drangsalieren. Am niederschmetterndsten aber ist etwas anderes, dass nämlich Privatleute richten müssen, was Gemeinden, Kreise und Freistaat einfach nicht hinbekommen - Wohnraum für die Schwächsten der Schwachen zu schaffen.

Wieder einmal sind es Flüchtlingshelfer, die Aufgaben übernehmen, die der Staat nicht leisten kann oder will: Sie geben schon Deutschkurse, vermitteln Arbeit, dolmetschen und begleiten bei Behördengängen. Nun geben sie auch noch den Miettreuhänder mit hohem persönlichen Risiko.

Die Kommunen verweisen gern auf den Verband Wohnen, der rund 300 Appartements plant. Das aber wird nicht reichen und die meisten der geplanten Häuser werden frühestens 2020 fertig. Dabei machen die Hechendorfer Vermieter vor, wie eine gute Zwischenlösung aussehen kann. Nichts hindert Kommunen daran, selbst als Zwischenmieter aufzutreten - für Flüchtlinge, die ihre Miete selbst erstatten, wie auch für Obdachlose. Im Fünfseenland macht es die Gemeinde Dießen vor, wo schon mehrere Wohnungen vermittelt werden konnten.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: