Kommentar:Nur Wünsche erfüllt

Die Schulden des Landkreises steigen in ungeahnte Höhen

Von Wolfgang Prochaska

Der Starnberger Landrat Karl Roth (CSU) war bis vor seinem Amtsantritt Bürgermeister von Andechs. Er weiß deshalb, was die Gemeindechefs wünschen und was sie fürchten: Sie wünschen eine gute Unterstützung durch den Kreis und fürchten höhere Abgaben per Kreisumlage an den Kreis. Roth hat in seinen zurückliegenden Amtsjahren als Landrat, wenn es um die Beratung des Haushalts ging, großzügig Rücksicht genommen, nach dem Geschmack der FDP zu viel Rücksicht. Der Kreis hätte mehr Rücklagen bilden sollen, kritisierte FDP-Fraktionschef Oswald Gasser im Kreistag am Montag. Jetzt sei der Aufschrei bei den Bürgermeistern plötzlich groß, so Gasser. Da ist was Wahres dran. Allerdings haben sich die Liberalen, die sich am Montag wie die Sachwalter guter Haushaltsdisziplin gerierten, mit ihren Gymnasiums-Plänen für Herrsching selber einen guten Anteil an der Ausgabenflut des Landkreises. 40 Millionen Euro soll die Schule kosten, mindestens. Roth hat auch bei diesem Thema getan, was bislang seine Linie war: den Landkreis stärken, indem er vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten schafft, sei es ein neues Gymnasium oder eine Fachoberschule. Dies haben sich sowohl die Kreisräte als auch die Bürgermeister gewünscht. Im Grunde genommen ist Roth bislang der große Wunscherfüller aller gewesen. Die Ironie ist aber, dass sich just mit den Ausgaben für die Flüchtlingsunterbringung und durch die Übernahme der Klinik Seefeld, also durch unvorhergesehene Ereignisse, die Bürgermeister veranlasst sehen, die Reißleine bei den Investitionen zu ziehen, als hätte Roth schlecht gewirtschaftet. Nein, das hat er nicht. Er hat Wünsche erfüllt.

© SZ vom 28.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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