Kommentar:Mit blauem Auge davongekommen

Lesezeit: 1 min

Das Thema Bürgerbeteiligung ist mit dem Ergebnis vom Sonntag noch lange nicht ausgestanden in Gauting

Von Michael Berzl

Mit dem Ergebnis vom Sonntag ist das Thema Bürgerbeteiligung in Gauting noch lange nicht ausgestanden. Das Beispiel Sontowski-Bau zeigt, dass es nicht ausreicht, eine Mehrheit im Gemeinderat zu finden. Es zeigt, wie schnell quasi aus dem Nichts eine Initiative auftauchen kann, die - je nach Sichtweise - Planungen blockieren, verändern, verbessern möchte. Die gewählten Vertreter waren sich ja fast einig in ihrer Zustimmung zu dem geplanten Bau auf dem ehemaligen Schulgrundstück an der Bahnhofstraße, und dann mussten sie dennoch bei den Wählern noch um Zustimmung für das Projekt werben.

Bürgermeisterin Brigitte Kössinger würde gerne eine Politik nach dem Dreisatz Debatte/Beschluss/Umsetzung machen, doch das funktioniert hier nicht immer. Gerade in einer Gemeinde wie Gauting mit einer besonders engagierten Bürgerschaft scheint es wichtig zu sein, auch Kritiker ausreichend einzubinden. Bei Veranstaltungen wie Workshops oder Runden Tischen dürfen zwar keine Entscheidungen fallen, weil dort in der Regel interessierte In-Zirkel den Ton angeben und nicht durch Wahlen legitimierte Repräsentanten. Sie können aber zwischen Gegnern und Befürwortern vermitteln und gute Ideen hervorbringen, die der Gemeinderat berücksichtigen kann, bevor er sich ein für alle Mal festlegt.

Das wird auch in Zukunft in Gauting wichtig sein. Der Gebäudekomplex an der Bahnhofstraße ist nur eine von mehreren Großbaustellen in den nächsten Jahren, die Gelegenheit zu kontroversen Debatten liefern könnten. Da gibt es auch ein Gewerbegebiet, gegen das sich die SPD in Stellung bringt. Was mit dem Bahnhofsgebäude geschehen soll, ist noch völlig unklar. Und in ein paar Jahren läuft auch der Mietvertrag für das Postgebäude aus. Wer bei solchen Projekten die Bürger nicht mitnimmt, kann mit einem Bürgerentscheid bestraft werden. Diesmal ist Gauting noch mit einem blauen Auge davongekommen.

© SZ vom 17.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: