Kommentar:Mehr Personal tut Not

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Die Bezahlung ist nicht hoch, dennoch braucht der Landkreis Personal für die Betreuung der Flüchtlinge

Von Astrid Becker

Kreisbaumeister Christian Kühnel hat vermutlich schlaflose Nächte hinter sich gebracht, bis er sich von seiner Lieblingsidee verabschieden konnte: Die Asylsuchenden einigermaßen angenehm in abgetrennten Wohnungen unterzubringen, den Gemeinden nicht zu große Anlagen zuzumuten und damit vor allem soziale Konflikte zu vermeiden. Jetzt muss er neue Wege gehen - denn, selbst wenn sich die Prognose auf eine Verdoppelung der Flüchtlingszahlen hier nicht bewahrheiten sollte - kann er sich nur auf seine bisherige Erfahrung verlassen. Und diese bedeutet nun einmal, knapp 200 Menschen pro Monat ein Dach über dem Kopf bereit stellen zu müssen. Dafür arbeitet Kühnel derzeit nahezu rund um die Uhr.

Auch die meisten der anderen 140 Mitarbeiter im Landratamt sind mit dem Asyl-Thema befasst. Sie stoßen zunehmend an die Grenzen ihrer Kraft, wie auch die vielen Ehrenamtlichen, die sich in Helferkreisen für die Menschen engagieren, die ihre Heimat in der Hoffnung verlassen haben, hier eine bessere und vor allem sichere Zukunft zu finden. Anders als in anderen Landkreisen wird in Starnberg wenig öffentlich über Überstunden, wachsende Arbeitsbelastung oder gar Erschöpfung gejammert. Das ist sehr ehrenvoll. Dennoch ist niemandem geholfen, auch den Asylsuchenden nicht, wenn Mitarbeiter oder Ehrenamtliche unter den hohen Anforderungen zusammenbrechen. Der Freistaat hat zwar die Aufstockung des Personals versprochen: Pro 75 Flüchtlinge soll es eine Stelle mehr geben - allerdings ist dieser Posten so schlecht dotiert, dass sich angesichts hoher Lebenshaltungskosten im Kreis wohl kaum jemand dafür finden wird. Zudem würde wohl auch die Zahl dieser neuen Stellen nicht ausreichen, um alle Herausforderungen bewältigen zu können. Der Kreistag wird sich also Gedanken darüber machen müssen, ob und wie er selbst neue Stellen schaffen kann. In menschlicher Hinsicht wäre dies dringend geboten.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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