Kommentar:Heldenverehrung statt Mahnung

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Das Kriegerdenkmal in Gauting ist kein Mahnmal sondern glorifiziert das Herrenmenschentum. Die Gemeinde sollte die Gelegenheit nutzen und das Denkmal im Zuge der Bauarbeiten an der alten Grundschule verschwinden lassen.

Von Michael Berzl

Hubertus von Pilgram hat ein Mahnmal geschaffen, das deutlich macht, was Krieg und NS-Herrschaft mit Menschen angerichtet haben. Gebeugte Elendsgestalten sind dargestellt, gequält, niedergedrückt, hoffnungslos schleppen sie sich voran. Mehrere Skulpturen erinnern so an der Straße durch das Würmtal an den Todesmarsch von KZ-Häftlingen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs. Jedes Jahr verharren dort die Teilnehmer eines Gedenkzuges.

An der Bahnhofstraße in Gauting steht ein Kriegerdenkmal. Ein muskulöser Mann kniet da, er hat ein kantiges Gesicht, sein entschlossener Blick geht in die Ferne. Als "Heroenfigur" steht diese in den Zwanzigerjahren von dem Bildhauer Karl Himmelstoß aus München geschaffene Skulptur in der bayerischen Denkmalliste. Der Kämpfer auf einem Podest ist keine Mahnung, hier geht es um Heldenverehrung. Im Stil eines Arno Breker wird hier Herrenmenschentum glorifiziert. "Fürs Vaterland gefallen", ist in den Stein eingraviert. Namen der im Ersten Weltkrieg Gefallenen sind aufgelistet. In großen Lettern steht dort: "Sie waren treu bis in den Tod". Auf den Koppelschlössern der SS stand der Wahlspruch "Meine Ehre heißt Treue".

Gnädig verbirgt eine dichte Buchenhecke wenigstens einen Teil des Denkmals, das auf einem kleinen Platz zwischen Bahnhofstraße und Ammerseestraße bei der Grundschule steht. Dort müsste es nicht bleiben. Laut Landesamt für Denkmalpflege gilt zwar eine Erlaubnispflicht, aber kein Veränderungsverbot. Im Zuge der Neubebauung des bisherigen Schulgrundstücks an der Bahnhofstraße könnte die Skulptur auch noch aufgewertet werden und noch sichtbarer werden. In einer am Donnerstag vorgestellten Variante bildet das Kriegerdenkmal sogar den Mittelpunkt eines Vorplatzes. Ohne Hecke drumherum wäre die martialische Figur auf dem Podest der Blickfang. Das ist keine gute Idee.

Die bevorstehenden Bauarbeiten wären vielmehr eine gute Gelegenheit, das Kriegerdenkmal verschwinden zu lassen. Es ist in mehrfacher Hinsicht fehl am Platze.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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