Kommentar:Angst vor der nächsten Schlappe

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Das Regionalwerk Würmtal ist bestrebt, möglichst keinen Fehler mehr bei der Übernahme des Stromnetzes zu machen

Von Michael Berzl

Die Nervosität ist sichtbar: Als Peter Drausnigg, der Geschäftsführer des Regionalwerks Würmtal, von seinem Platz im Zuschauerraum an den Ratstisch gebeten wird, als es im Gautinger Gemeinderat um die Ausschreibung der Stromkonzession geht, schüttelt er den Kopf und gestikuliert abwehrend. Auf keinen Fall will er bei diesem heiklen Thema zum falschen Zeitpunkt am falschen Platz angetroffen werden. Eine unerlaubte Vermengung von Interessen der Gemeinde auf der einen Seite und ihres Unternehmens auf der anderen Seite soll unter allen Umständen vermieden werden. Die Niederlage beim vorherigen Versuch, dem Bayernwerk das Stromnetz abzunehmen, war teuer genug. Diesmal wollen sie es endlich richtig machen. Das ist gar nicht so einfach. Die Würmtal-Gemeinden Gauting, Krailling und Planegg befinden sich in einem Dilemma. Eigentlich würden sie gern ihrem Regionalwerk das Stromnetz übergeben - das war bei Gründung des Unternehmens auch erklärtes Ziel. Darf es jetzt aber nicht mehr sein. Die Gemeinden dürfen nicht erst den Pfeil abschießen und dann die Zielscheibe drumherum malen. Jetzt muss es so aussehen, als wäre völlig offen, wer das Rennen macht unter den Bewerbern um einen Konzessionsvertrag.

Jede Gemeinde, die einem Platzhirsch wie dem Bayernwerk, ehemals Eon, das Stromnetz abluchsen will, muss sich auf erhebliche Widerstände gefasst machen. Schließlich geht es bei der Konzessionsabgabe um viel Geld, zumal in einem dicht besiedelten Gebiet wie dem Würmtal, wo auf vergleichsweise kleinem Raum 25 000 Kunden versorgt werden. Der bisherige Konzessionär hat schon gezeigt, dass er sich mit allen Mitteln sträubt, dieses Filetstück in seinem Versorgungsgebiet herauszurücken. Gemeinden und ihren Anwälten erschweren eine unklare Gesetzeslage und sich ändernde Spielregeln die Sache zusätzlich. Nun wird die Partie neu angepfiffen. Wie sie endet, ist völlig offen. Es besteht die Möglichkeit, dass das Regionalwerk den Zweck, zu dem es ursprünglich gegründet wurde, nie erfüllen kann.

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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