Haushalt:Seefeld muss sparen

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Heuer fließt noch viel Geld, doch dann wird es knapp

Von Christine Setzwein, Seefeld

Einmal im Jahr schlägt die Stunde der Fraktionsvorsitzenden im Seefelder Gemeinderat besonders laut. Dann nämlich, wenn es um die Verabschiedung des Haushaltsplanes geht. Da darf die Kämmerin für ihre tolle Arbeit gelobt werden, da darf an den eigenen Sparwillen appelliert werden, die Bürger dürfen gemahnt werden, ihre Ansprüche herunter zuschrauben, und es darf auf keinen Fall - trotz aller finanzieller Widrigkeiten - der zuversichtliche Blick in die Zukunft fehlen. So geschehen auch in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, als einstimmig der Etat für dieses Jahr beschlossen wurde.

Einen "Sparhaushalt" kündigte Bürgermeister Wolfram Gum (CSU) an, ein Wort, das ihm gar nicht gefällt. Ist es ihm doch gelungen, die Gemeinde Seefeld schuldenfrei und vermögend zu machen. Das Geld konnte dank hoher Gewerbesteuereinnahmen mit vollen Händen ausgegeben werden, auf der hohen Kante lagen 15 Millionen Euro. Bis 2016. Da lagerte das Unternehmen 3M einen Teil des Seefelder Standorts, die Produktionsplanung, in die Schweiz aus, produziert wird aber weiter in Oberalting. Flossen 2015 noch etwa 15 Millionen an Gewerbesteuer, waren es 2016 nur noch 6,4 Millionen, 2017 gut 4,9 Millionen. Für heuer rechnet Kämmerin Gabi Ulrich immerhin mit 5,2 Millionen. Die Rücklagen werden bis Ende dieses Jahres voraussichtlich auf vier Millionen Euro sinken. Schulden muss Seefeld nicht machen, aber nur deswegen, weil die Kommune mit dem Verkauf der Einheimischenmodell-Grundstücke 5,5 Millionen Euro erwirtschaftet hat.

Das sei aber eine einmalige Einnahmesituation, sagte Gum. Wenn die Gemeinde nicht in eine "Schuldenspirale" taumeln wolle, "werden wir die nächsten Haushalte noch wesentlich sparsamer aufstellen müssen". Heuer sind allerdings noch größere Investitionen vorgesehen: der Bau des Feuerwehrhauses Hechendorf und der Kauf eines neuen Feuerwehrfahrzeugs für insgesamt 1,8 Millionen, für die Schulen werden 800 000 Euro ausgegeben, für die Kinderbetreuung knapp 1,7 Millionen und für die Kanalsanierung an den Meisterwiesen 1,2 Millionen. Ein derart umfangreiches Programm werde es in den nächsten Jahren nicht mehr geben, prophezeite Gum. Nach den sieben fetten Jahren kämen nun mindestens sieben magere.

"Die Zukunft sieht nicht gut aus", meinte also Martin Dameris (SPD). Darum müssten die Ausgaben "deutlich reduziert" werden. Er rief die Bürger dazu auf, sich ebenfalls Gedanken darüber zu machen, wo gespart werden könnte. "Wir müssen den Gürtel so eng wie möglich schnallen", sagte Peter Schlecht (FWG) und warf die Frage auf, ob die Hebesätze in Seefeld nicht zu niedrig seien. Andererseits wolle man natürlich attraktiv bleiben für Betriebe, ein Abwandern verhindern und neue generieren. Alles auf den Prüfstand zu stellen, forderte Robert Benoist (Grüne). Die Gebühren für die Kinderbetreuung anzuheben - die letzte Erhöhung war 2008 - brachte Johanna Senft (BVS) ins Gespräch. "Mit dem Wunschkonzert ist es vorbei", meinte Sebastian Haberkorn(CSU) und wunderte sich, dass bei diesem wichtigen Thema für die Gemeinde und ihre Bürger nur zwei Zuhörer im Saal waren.

Einer nahm das alles ganz gelassen. Oswald Gasser (FDP) sprach von "interessanten Zeiten" die auf den künftigen Kämmerer Ingo Spengler - Ulrich wechselt ins Hauptamt - zukämen. Er beantragte, dass schon bald der Finanzausschuss für den Etat 2019 einberufen werde, dass die Verwaltung eine Liste aller freiwilligen Leistungen vorlege sowie eine Aufstellung aller Gebührensatzungen. Das Gremium stimmte zu. Einer wurde übrigens schmerzlich vermisst am Dienstag: der Plüsch-Pleitegeier, den Gum in den vergangenen Jahren bei den Haushaltssitzungen als Glücksbringer immer dabei hatte. Jetzt wird er geschont. "Die Lage ist zu ernst", meinte Gum.

© SZ vom 15.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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