Verbesserungen für Pendler:Per Expressbus zum Raumfahrtzentrum

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Bisher saust die S-Bahn an Weichselbaum einfach vorbei. Seit Jahren ist im Gespräch, dort eine Haltestelle einzurichten. (Foto: Georgine Treybal)

Der Landkreis plant kurzfristig eine neue Linie nach Oberpfaffenhofen und langfristig einen S-Bahn-Halt

Von Christiane Bracht, Gilching/Weßling

Die Gewerbegebiete rund um Oberpfaffenhofen und Gilching florieren. Rund 5500 Beschäftigte pendeln momentan jeden Tag dorthin. Viele kommen aus dem Münchner Südwesten. In zehn Jahren sollen es sogar 7000 sein, denn mehr als die Hälfte der Hightech-Unternehmen, die sich dort angesiedelt haben, wollen sich vergrößern. Zahlen, die die Wirtschaftsförderer strahlen lassen. Doch so viele Arbeitnehmer bringen natürlich auch jede Menge Verkehr mit sich. Die Folge sind Staus und Parkplatznot. Dem will der Landkreis nun entgegenwirken, schon um die Umwelt zu schonen. Ein neuer S-Bahnhalt an der Linie S8 in Weichselbaum wäre die Lösung. Dann wäre der öffentliche Nahverkehr eine echte Alternative zum Auto, prophezeit Verkehrsmanagerin Susanne Münster.

Ganz aus der Luft gegriffen ist die Idee nicht, denn in Weichselbaum gab es früher schon einmal einen Bahnhof. Der wurde allerdings 1972 geschlossen. Die Bereitschaft der Bahn, ihn wieder zu öffnen, ist momentan jedoch gering, gibt Münster zu. Zum einen ist es nämlich so, dass die Leute, die weiter Richtung Herrsching fahren, längere Fahrzeiten in Kauf nehmen müssen, wenn die Bahn öfter hält. Zum anderen bringt es für die Nutznießer nur wenig bis gar keine Zeitersparnis, so die Verkehrsmanagerin. Denn viele müssen trotzdem noch in einen Bus steigen, um zu ihrer Firma zu kommen, oder ein gutes Stück zu Fuß laufen. Außer den Beschäftigten steigt an der Stelle voraussichtlich niemand in die S-Bahn, weil es dort kein Wohngebiet gibt. Trotzdem lohne es sich, den Gedanken weiterzuverfolgen, davon sind Münster und Landrat Karl Roth überzeugt. "Es ist ein prosperierendes Gebiet, wenn wir die Pflöcke jetzt nicht einschlagen, wird dort nie ein Halt kommen", sagte die Verkehrsmanagerin.

Momentan plant die Bahn nämlich die Verkehrsknotenpunkte im Freistaat und die zweite Stammstrecke. Taucht der Halt nicht in diesem Konzept auf, ist das Gebiet in den nächsten 30 Jahren abgehängt. "Wenn Freiham seine Berechtigung hat, dann hat es Weichselbaum auch", befand Georg Scheitz (CSU). Bedenken hegte indes Gilchings Bürgermeister Manfred Walter (SPD): "Dass dafür ein Bahnhof aufgegeben wird, darf auf gar keinen Fall passieren", sagte er. Er befürchtet nämlich, dass die Bahn auf die Idee kommen könnte, Geisenbrunn vom S-Bahnnetz abzuhängen. "Dort leben auch Manschen", warnte er. Oswald Gasser (FDP) meinte indes, man müsse unbedingt darauf achten, dass sich die Fahrzeit auf keinen Fall verlängert. "Das bedeutet eine konstante Zahl an Haltestellen." Kraillings Bürgermeisterin Christine Borst (CSU) hielt dem entgegen, dass auch mehr als zehn Jahre nach der Schließung des Bahnhofs Mühlthal an der Linie S6 noch immer viele Beschwerden eingehen. "Es war ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderer."

Einen S-Bahnhof Weichselbaum zu realisieren, dauert laut Münster mindestens zehn Jahre, eher zwölf. Deshalb will die Verkehrsmanagerin für die Beschäftigten aus dem Münchner Südwesten einen Expressbus einrichten, der von der U-Bahn entweder in Fürstenried oder in Großhadern über Gauting ins Gilchinger Gewerbegebiet Süd fährt und - sobald die geplante Umgehungsstraße gebaut ist - weiter nach Oberpfaffenhofen. So könnten die Pendler innerhalb von 17 Minuten in Gauting und in 33 Minuten in Weßling sein. Die Verbindung wäre also auch für Gautinger interessant, die schnell in München sein wollen.

Münster plant, den Expressbus alle halbe Stunde fahren zu lassen. "Dafür benötigt man drei bis fünf Fahrzeuge und bis zu einer Million Euro", rechnete sie in den Kreisgremien vor. Aber die Verbindung sei ein Anreiz, das Auto stehen zu lassen und auf den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen, gab sie zu bedenken. Wenn alles optimal läuft, könne der Bus frühestens im Dezember 2017 fahren, schätzt Münster. Der DLR wolle sogar sein Gelände öffnen, damit dort eine Bushaltestelle eingerichtet werden kann, die für alle optimal ist.

Pöckings Bürgermeister Rainer Schnitzler bemerkte, dass dies viel Geld sei für einen Bus. "Eine Million Euro sind die Brutto-Kosten. Da sind noch keine Einnahmen verrechnet", erklärte Münster. Kreisumwelt- und Kreisausschuss sprachen sich einstimmig dafür aus, sowohl die Planung eines S-Bahnhalts Weichselbaum, als auch den Expressbus weiter zu forcieren.

© SZ vom 05.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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