Feldafing:Mit der Ruhe ist es vorbei

Lesezeit: 2 min

In Feldafing kochen vor der Wahl die Emotionen hoch.

Von Otto Fritscher

Auf der Tagesordnung hieß es zwar "öffentliche Sitzung", aber oft tagten die Feldafinger Gemeinderäte vor fast leeren Zuhörerbänken. Mit der Ruhe ist es jetzt allerdings vorbei, seitdem nicht nur den Gemeinderäten, sondern auch vielen Bürgern klar geworden ist, dass ihr Ort vor gravierenden Veränderungen steht. Der Abzug der Bundeswehr aus der Fernmeldeschule ist mit dem Jahr 2017 in greifbare Nähe gerückt, und damit müssen zeitnah wegweisende Entscheidungen getroffen werden.

Wahlkampfthema in Feldafing: Was wird aus der Fernmeldeschule, wenn die Bundeswehr 2017 abzieht. Foto: Fuchs (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Entscheidungen, in welche Richtung sich der 5000-Einwohner-Ort entwickeln soll. Soll er ein "Dorf" bleiben oder gar wieder erst eines werden, wie es vor allem die CSU gerne hätte? Oder soll mit Blick nach vorne Feldafing auf Wachstum und Veränderung ausgerichtet werden? Es geht vor allem um die frei werdende Kasernenfläche, die immerhin ein Sechstel des gesamten Gemeindegebiets ausmacht. Gewerbe, Hightech, Wohnungen - und als erstes der schon beschlossene Neubau der Benedictus-Klinik. Vor allem dieses Großprojekt, der kreuzförmige Komplex mit seinen 120 Meter langen Flügeln, hat viele Feldafinger aufgeschreckt. Sie fürchten, dass Feldafing zubetoniert wird. Während andere, mit Sontheim an der Spitze, die maßvolle Kasernenkonversion für eine einmalige Chance halten.

Doch die Unterstützerfront Sontheims bröckelt: Vor sechs Jahren konnte er sich noch der Wahlempfehlungen aller örtlichen Gruppierungen mit Ausnahme der CSU erfreuen, diesmal bläst im richtig Gegenwind ins Gesicht. Nur die eigene Bürgergruppe und die FDP gehören noch zur Schar seiner Getreuen. Die SPD, man glaubt es kaum, ist in Feldafing in der Versenkung verschwunden, sie tritt gar nicht erst mit einer eigenen Liste zur Kommunalwahl an. Und mit den Grünen in Gestalt von Anton Maier hat sich Sontheim durch seine manchmal ruppige Art überworfen. Und das so sehr, dass Anton Maier, von allen nur "der Toni" genannt, nun selbst den Chefsessel im Rathaus erobern will.

"Ellenbogen sind keine Argumente", lautet der Spruch auf dessen Wahlplakaten, und es ist anzunehmen, dass sich darin durchaus leidvolle persönliche Erfahrungen widerspiegeln. Erfahrungen, die Maier im Verlauf der vergangenen Jahr immer wieder mal in Gemeinderatssitzungen ertragen musste, wenn Sontheim, der studierte Elektrotechniker, ihn, Maier, den Lehrer an einer Münchner Berufsschule, wie einen Lehrbub abkanzelte. Vom dritten im Kandidatenbunde, dem CSU-Gemeinderat Roger Himmelstoß, einem selbständigen IT-Berater, hat man bislang relativ wenig gehört. Doch Amtsinhaber Sontheim sollte ihn nicht unterschätzen. Zumal die Wahlergebnisse Sontheims bröckeln: Das erste Mal, im Jahr 2002, wurde er mit 62,28 Prozent der Stimmen ins Rathaus getragen, vor sechs Jahren waren es noch 56,70 Prozent. Und diesmal? Eine Stichwahl ist wahrscheinlich.

Erst in den vergangenen vier Wochen hat der Wahlkampf in Feldafing für alle sichtbar Fahrt aufgenommen. Kleine Nickeligkeiten, die man sonst so nicht in Feldafing gewohnt war, tauchen plötzlich auf. Da rät Sontheim seinen Gegnern, sie sollten doch "erst mal üben". Und bei einer Gesprächsrunde, zu der der CSU-Bürgermeisterkandidat Roger Himmelstoß die örtlichen Vereinsvorsitzenden eingeladen hatte, fehlte der Vorsitzende von "Jazz am See", der zufällig Bernhard Sontheim heißt. Er habe keine Einladung bekommen, sagt der. Ist es Nervosität auf beiden Seiten?

© SZ vom 06.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: