Erfolgreiche Diebe:Landjugend überlistet Studenten

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Inninger Burschen mopsen auf dem Garchinger Campus einen Maibaum der TU München. Dem Spähtrupp wird der Weg zum Versteck gezeigt, weil er vorgibt, den Stamm noch anstreichen zu müssen

Von Armin Greune, Inning/Garching

Da waren die Herren Studenten wohl zu arglos: Bereitwillig wiesen sie selbst den Weg zu ihrem Maibaum - der dann prompt in der Nacht zum Sonntag nach Inning entführt wurde. Seitdem freut sich die dortige Landjugend diebisch über ihren zweiten Streich. Nachdem sie im Vorjahr die Grafrather Trachtler erfolgreich heimgesucht hatten, wollten sie heuer einen ganz besonderen Maibaum ergattern: Er soll im Forschungszentrum in Garching das Maifest der Studentische Vertretung an der Technischen Universität München (TUM) zieren. Stattdessen erwischten sie einen anderen der insgesamt vier Maibäume der Universität.

Seit 2015 richten Hochschulpräsidium, Fachschaftenrat und Allgemeiner Studentischer Ausschuss jährlich ein TUM-Maifest aus: "Neben dem obligatorischen Maibaum sind Festzelt, Blasmusik, Wiesnband und bayerische Verpflegung natürlich auch dieses Jahr wieder dabei", heißt es im Internet auf der Homepage maiTum.de. Für heuer hat sich die Studentenvertretung besonderes vorgenommen: Im Rahmen der 150-Jahr-Feier der Universität soll das Fest auf dem Campus in Garching gleich zwei Tage (3./4. Mai) lang dauern. 500 Helfer sind eingeteilt, zwei Fassanstiche geplant. Ein noch größeres Zelt vor der Fakultät für Informatik, ein geräumiger Biergarten und erstmalig auch ein Riesenrad, das Ausblicke über den Campus bis München bietet, zählen zu den Attraktionen, die dem Internetaufritt der Veranstalter zu entnehmen ist.

Der eigene Baum steht noch unberührt und sicher im Wald: Vor ihrer in Garching erbeuteten Trophäe machen die Maibaumdiebe der Inninger Landjugend schon einmal Reklame für ihre Feier, die in drei Wochen stattfinden soll. (Foto: Nila Thiel)

Die Homepage, die unter anderem 20 000 Liter Bier verspricht, weckte rasch das Interesse der Inninger Landjugend. Im vergangenen Jahr hatte man Blut geleckt, als die Burschen den Trachtlern "D' Ampertaler" den 26 Meter langen Maibaum praktisch im letzten Moment mopsten. Eigentlich hätte er am 30. April in Unteralting aufgestellt werden sollen. Doch nachdem sich die letzte Wache um vier Uhr früh aufs Ohr gelegt hatte, schlugen die Diebe zu. Nach hastigen Telefonverhandlungen und einer kurzen Rast in Inning wurde der Baum umgehend zurückgebracht, Inninger und Grafrather feierten dann gemeinsam. Außerdem wurden 300 Liter Bier und eine Brotzeit für die Übergabe ausgehandelt.

Von der TUM erwartet sich die Landjugend vielleicht sogar eine noch üppigere Auslöse. Allerdings hat sie nicht den fürs Jubiläumsfest in Garching vorgesehenen Stamm erbeutet, sondern den Maibaum, der am TU-Haupthaus an der Arcisstraße in München aufgestellt werden soll, der auch auf dem Garchinger Campus aufbewahrt wurde. Der Maibaumwart Lukas Baumgartner hofft, den weiß gestrichenen Stamm nach erfolgreichen Verhandlungen von den Inningern gleich in die Innenstadt geliefert zu bekommen.

Mit diesem "anonymen Bekennerschreiben" wurde der Coup bekannt. (Foto: Privat)

Die waren Sonntag früh mit Traktor und Anhänger mehr als zwei Stunden lang auf der B 471 unterwegs, nachdem er "aus der Gefahrenzone hinter der Garchinger Ortsgrenze gebracht worden war", erzählt Gerhard Spitz, Sprecher der Landjugend. Und - während die Studenten im Nachbarzelt mehr oder weniger intensiv wachten - musste auf den ersten 20 Metern die 20 Meter lange und etwa zehn Zentner schwere Stange von Hand getragen werden. Zum Glück hatten sich die Inninger mit knapp 40 Mann auf den etwa 50 Kilometer weiten Weg nach Garching gemacht.

Mit einer nicht allzu abgefeimten List hatten sie den Aufenthaltsort des Stamms auf dem weitläufigen Campus in Erfahrung gebracht. "Der Spähtrupp hat sich mit Farbeimern bewaffnet und rotzfrech erkundigt, wo sie den Maibaum anstreichen sollen", erzählt Spitz. Daraufhin hätten sich angesprochenen Studenten per Telefon informiert und eine genaue Wegbeschreibung geliefert. Noch in der gleichen Nacht rückte der Raubzug aus. Am Tag darauf gab die Landjugend ein anonymes Bekennerschreiben mit Beweisfoto über Facebook und einen lokalen Radiosender heraus. Damit hatte auch für Maibaumwart Baumgartner die quälende Ungewissheit ein Ende. Denn die Inninger hätten keinen Mann oder Hinweiszettel am Tatort hinterlassen, das sei ein bisschen "brauchtumsunwürdig", findet der Student des Bauingenieurwesens. Allerdings wird der Tradition auch auf den Maifeiern der TUM nur begrenzt Rechnung getragen: Die Bäume werden mit Autokränen aufgerichtet. "Anders als auf dem Dorf ist das bei uns ganz kompliziert und ein externer Statiker muss alles überwachen, denn der Maibaum gehört ja praktisch dem Staat", sagt Baumgartner.

© SZ vom 11.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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