Berger Windräder:Kostspieliger Naturschutz

Lesezeit: 2 min

Für die Berger Windräder sind Ausgleichsmaßnahmen in Höhe von 500 000 Euro nötig

Von armin greune, Berg

Noch stehen drei der vier Windräder in den Wadlhauser Gräben still - aber die Vorbereitungen für den Dauerbetrieb stehen kurz vor dem Abschluss. Zumindest zwei der Rotoren sollen sich noch im Januar dauerhaft drehen, in der dritten Anlage müssen noch Feinjustierungen am Generator erfolgen. Auch das vierte Windrad, das schon seit Mitte Dezember rotiert, bewegt sich derzeit nur nachts: Nach 300 Betriebsstunden ist die erste Inspektion fällig. Das Windrad wird bis zur kommenden Woche tagsüber gewartet und kann deshalb nur vom späten Nachmittag bis zum nächsten Morgen Strom produzieren.

Dennoch hat das Windkraftwerk der Betreibergesellschaft in wenigen Wochen bereits 70 000 Euro eingebracht: 760 000 Kilowattstunden flossen bislang ins Netz. Diese Einnahmen decken freilich nur ein Bruchteil der Kosten, die schon allein zur Kompensation der ökologischen Folgen des Kraftwerks aufgewendet wurden. In der Baugenehmigung ist eine einmalige Zahlung von 331 248 Euro an den Bayerischen Naturschutzfonds für nicht direkt ausgleichbare Eingriffe in das Landschaftsbild festgelegt. Weiter müssen die Investoren den Flächenverlust am Windradstandort ausgleichen: 1,2 Hektar Wald mussten dafür geopfert werden. Eine gleich große Wiederaufforstung ist bereits im vergangenen Frühjahr angelegt worden - allerdings nicht in direkter Nähe der Windräder, sondern am Westufer des Sees: Im Garatshauser Wald konnte die Betreibergesellschaft vom Staatsforstbetrieb München eine Wiese als Grunddienstbarkeit erwerben. Dort wurden Eichen und Elsbeeren gepflanzt, wie Betriebsleiter Wilhelm Seerieder bestätigt. Für die ohnehin seltene Baumart Elsbeere kommt dem Fünfseenland eine besondere Bedeutung zu: Vom Westufer des Ammersees bis zur Isar erstreckt sich das einzige Verbreitungsgebiet südlich der Donau. Bislang sind in diesem isolierten Vorkommen nur 400 Elsbeeren bekannt.

Die Kosten für die Aufforstung beziffert der mit den Ausgleichsleistungen betreute Landschaftsarchitekt Christian Ufer auf rund 150 000 Euro. Weitere 2,3 Hektar Wald in den Wadlhauser Gräben mussten nur vorübergehend für die Baustelleneinrichtung gerodet werden - in den Kurvenradien der Forstwege oder am Standort für den Kran beim Aufstellen der Windräder. Diese Flächen werden gerade renaturiert.

Um die Folgen des dauerhaften Waldverlustes für die Tierwelt auszugleichen, werden bereits seit mehr als einem Jahr Ausweichquartiere angeboten: 15 Nistkästen für Hohltauben und 40 für Fledermäuse wurden in den Wadlhauser Gräben aufgehängt. Die Kosten dieser dritten Kompensationsleistung fallen mit 5500 Euro am wenigsten ins Gewicht: Schließlich beläuft sich die Gesamtinvestition auf 21 Millionen Euro: 6,6 Millionen bringen die Anleger auf, 14,4 Millionen Euro werden über Kredite finanziert. Vom laufenden Betrieb profitiert auch der Staatsforstbetrieb, der sein Terrain an die Betreibergesellschaft verpachtet: Es wird kolportiert, dass pro Windrad jährlich 15 000 Euro in die Staatskasse fließen. Eine konkrete Summe wollen die Beteiligten nicht nennen: Der Pachtvertrag sei mit vielen komplizierten Klauseln gespickt und sehe auch eine Ertragsbeteiligung vor, sagt Bergs Bürgermeister Rupert Monn. Doch die Windräder seien gewiss "auch für den Staatsforst ein sehr lukratives Geschäft".

Inzwischen ist dieser Form der Energieerzeugung jedoch weitgehend der Wind aus den Segeln genommen worden: Während 2013 noch 573 und 2014 336 Anträge für Kraftwerke an das bayrische Wirtschaftsministerium gestellt wurden, waren es 2015 bis zum 30. September nur mehr 29. Zu diesem Rückgang dürften auch die kostspieligen Auflagen für den Naturschutz beigetragen haben - der Hauptgrund aber liegt wohl in den Widerständen aus der Bevölkerung.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: