Hotelier Dietmar Müller-Elmau in Berg:Gipfeltreffen

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Erzählte bei den Bergspektiven in Berg vom G7-Gipfel: Hotelier Dietmar Müller-Elmau. (Foto: Stephan Rumpf)

Erich Hirt und Dietmar Müller-Elmau erzählen in Berg aus ihrem Hotelierleben

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Berg

Erich Hirt betreibt ein gediegenes Hotel am Starnberger See, Dietmar Müller-Elmau ein Hotel der Spitzenklasse. Beide wollten eigentlich nie in den elterlichen Betrieb einsteigen und wurden dann doch erfolgreich. Was Hirt und Müller-Elmau zudem verbindet sind ihre Erfahrungen mit dem G7-Gipfel. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Bergspektiven" am Mittwoch plauderte Initiator Christian Kalinke mit den beiden Hoteliers über das Leben rund um den Gipfel.

Kalinke hat einige Änderungen bei der Veranstaltungsreihe vorgenommen, die er ins Leben gerufen hatte, um Spenden für den MTV Berg zu sammeln. Erstmals mussten die Besucher als Eintritt eine "Mindestspende" bezahlen. "Wir wollen kleiner und intimer werden", erklärte er. Geblieben ist aber das Prinzip, das dem Format zum Erfolg verholfen hat: Es werden stets Interviews mit erfolgreichen Personen geführt. Der Name Müller-Elmau zog immerhin etwa 50 Besucher an.

Müller-Elmau hat in seiner Jugend zunächst einen anderen Weg eingeschlagen. Er gründete ein Software-Unternehmen, das sehr erfolgreich wurde. Dennoch ließ er sich am Ende dazu überreden, das Hotel Schloss Elmau zu übernehmen. Da er aber alles ganz anders machen wollte, musste er zunächst viele Widerstände überwinden. So hatte beispielsweise der Stammgast Loriot (Vicco von Bülow) zu ihm gesagt: "Du darfst alles machen, bloß nichts ändern." Die Verwandten stemmten sich ebenfalls gegen seine Pläne. Die "Ironie der Geschichte" war laut Müller-Elmau, dass ausgerechnet durch den Onkel, mit dem er im Rechtsstreit lag, 2010 der große Brand ausgelöst wurde. Danach konnte er das Hotel endlich nach seinen Vorstellungen ausbauen. "Es hat alles sein Gutes, auch wenn es zunächst negativ aussieht", lautete sein Resümee. Als dann vor zwei Jahren eine Buchungsanfrage aus Berlin kam - er wusste damals nicht, dass es sich um ein Gipfeltreffen handeln sollte - hatte er zunächst abgelehnt. Doch Bundeskanzlerin Angela Merkel treffe alle Entscheidungen selbst und akzeptiere kein Nein, so Müller-Elmau. Er hat den Auftrag angenommen, und der Gipfel habe sich als der größte Erfolg aller Zeiten herausgestellt. Die Gemeinde habe extrem davon profitiert. "Es war das Jahrhundertgeschäft." Für sich selbst zog Müller-Elmau eher eine unspektakuläre Bilanz. Zwar würden die Vorteile überwiegen. Aber weder wirtschaftlich noch von der Werbewirksamkeit her habe sich der Gipfel für ihn besonders gelohnt, betonte er. Doch er hoffe nun beweisen zu können, dass Deutschland in Sachen High-End-Tourismus absolut wettbewerbsfähig sei. Denn noch immer stehe Deutschland für Billig-Tourismus.

Erich Hirt hatte sein Schlosshotel Berg während des Gipfels voll mit 103 Polizisten. Die Anfrage hatte er zunächst ebenfalls abgelehnt, weil er in der Hochsaison keinen Gruppenrabatt geben wollte. Seine Preise seien aber akzeptiert worden. "Da war ich schon erstaunt." Der Frauenanteil bei den sehr jungen Polizisten sei hoch gewesen (etwa 40 Prozent), und auch der Verkauf von alkoholfreiem Bier sei unverhältnismäßig in die Höhe geschnellt, erzählte er. Sein Betrieb sei stark wetterabhängig. Das erfordere eine kurzfristige Planung und einen flexiblen Einsatz der 60 Mitarbeiter. Zudem habe er mit den alten Gebäuden zu kämpfen. Irgendwann müsse er umfassend sanieren, weil die Feuchtigkeit durch den Boden in die Gasträume komme, wenn der Wasserstand des Sees hoch ist. Hirt, der von Frühjahr bis Herbst keinen freien Tag hat, würde seinem Sohn abraten, das Hotel zu übernehmen. "Viel Arbeit, viel Ärger, wenig Freizeit."

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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