Berg:Astrophysiker mit Sinn für Heimat

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Der Student Florian Schlagintweit aus Aufhausen hat an dem Lesch-Buch mitgeschrieben

Von Gerhard Summer, Berg

Der Mensch braucht Ziele im Leben. Florian Schlagintweit, 24, wohnt derzeit in München, aber aufgewachsen ist er in Aufhausen bei Berg. Und dorthin will er auch wieder zurückkehren, "definitiv". Vorsorglich hat der angehende Physiker schon einmal einen Pflock in den Garten seiner Eltern gerammt - "in fünf Kilometern Umkreis werde ich mein Haus bauen", sagt er. "Starnberg wird mich wiedersehen."

Die Kreisstadt verdankt dem jungen heimatverbundenen Mann den launig- galaktischen Abend mit dem Astrophysiker Harald Lesch und dessen Studenten, zu denen auch Schlagintweit gehört. Wie das kam? Die Idee, eine Vorlesung à la Lesch aus dem Hörsaal zu verlegen, hatte ein Buchhändler, Franz Wölfel vom Laden "Glückstein" in Haßfurt. In der unterfränkische Stadt ist Judith Selig aufgewachsen, sie ist "Glückstein"-Kundin, Schlagintweits Freundin und ebenfalls Lesch-Studentin. Ob die Mitautorin des Buchs über "Die Entdeckung des Higgs-Teilchens" und ihre Kommilitonen Lust hätten, ihre Veröffentlichung vor größerem Publikum zu präsentieren?, fragte also Wölfel. Klar, hatten sie. Auch Lesch zog mit. Und nach der Premiere in Haßfurt war irgendwie klar, dass eine Wiederholung nicht schaden könnte. So wurde Starnberg das zweite Ziel der geplanten kleinen Autoren-Heimattournee.

Judith Selig war es auch, die Schlagintweit in eine erste Lesch-Vorlesung gelockt hatte, eine Einführung in Astrophysik. Zunächst hatte der junge Mann Maschinenbau studiert, sich aber nach zwei Semestern "erfolgreich rausgeprüft", wie er das nennt. Auf der Suche nach einem neuen Fach kam er auf Physik. Und im ersten Semester lernte er erst Judith Selig und dann Harald Lesch kennen, beide waren Glücksfälle für ihn. Lesch, sagt der junge Mann, habe ihn mit seiner mitreißenden Art sofort angesteckt. Der Professor sei tatsächlich so leger, wie er sich gibt. "Er hält auch seine Vorlesungen in dem Stil, und er begegnet den Studenten auf totaler Augenhöhe", im Gegensatz zu anderen Professoren. Auch bei der Buchveröffentlichung habe der TV-Moderator und Astrophysiker seinen Studenten geholfen: Er trat als Herausgeber auf, verzichtete aber auf Honorar. Sein Name auf dem Cover dürfte einer der Gründe für den Erfolg des Sachbuchs sein, das inzwischen in der vierten Auflage erschienen ist. Etwa 13 000 verkaufte Exemplare - das ist außergewöhnlich für ein Sachbuch, zumal mit diesem Thema.

Schlagintweit schreibt bereits an seiner Masterarbeit. Grob gesagt geht es dabei darum, Sternenlicht in Glasfasern zu leiten, um es in seine Farben aufzuspalten. Der Sinn: "Damit kann man extrasolare Planeten detektieren." Bis Juni will er fertig werden, inzwischen sucht er einen Job, er könnte sich etwas mit mechanischer oder optischer Entwicklung vorstellen. Firmenmitgründer ist der sportliche 24-Jährige schon, der seit 12 Jahren beim TSV Starnberg Leichtathletik macht, taucht, klettert und in seiner Freizeit Damastmesser schmiedet. Mit seinem Vater Rolf Schlagintweit hat er das Unternehmen "Wanderinsel" aus der Taufe gehoben. Es geht dabei nicht um intergalaktische Phänomene, sondern um verschiebbare Kücheninseln.

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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