Bauvorhaben:Stuttgart-21-Planer steuert Tunnelbau

Lesezeit: 2 min

Das Bauamt Weilheim hat den international erfahrenen Fachmann Herwig Ludwig als Projektmanager für das Großprojekt in Starnberg engagiert.

Von Peter Haacke, Starnberg/Weilheim

Die Verantwortlichen beim Staatlichen Bauamt Weilheim stehen mit dem Bau des B2-Tunnels in Starnberg vor einer enormen Herausforderung: Nie zuvor wurde im Landkreis Starnberg ein Projekt in vergleichbarer Größenordnung realisiert, nie zuvor war der Aufwand größer. Mit der einzig realisierbaren Verkehrsentlastung für Starnberg betreten die Architekten, Ingenieure und Planer Neuland. Der Bau des voraussichtlich 2025 fertiggestellten Tunnels gilt als hoch komplexes Projekt. Mittlerweile laufen die Vorbereitungen für den offiziellen Baubeginn im Frühjahr 2018 auf Hochtouren, doch personell hat das Bauamt schon jetzt aufgestockt: Mit Herwig Ludwig wurde ein international erfahrener Fachmann angeheuert, der sich seit 1. September als Projektleiter um den Bau des B2-Tunnels in Starnberg kümmern wird.

Am Starnberger Schlossberg an der Auffahrt zum Finanzamt wird seit vergangener Woche Platz für eine 157 Kubikmeter fassende Wasserzisterne geschaffen. Der "offizielle" Auftakt zum Bau des B2-Tunnels folgt im Frühjahr 2018 im Bereich der Münchner Straße. (Foto: Georgine Treybal)

Die ersten Bagger sind angerollt: Auf dem Schlossberg wird seit vergangener Woche ein neuer Löschwasserbehälter gebaut. Die 157 Kubikmeter fassende Zisterne soll das Finanzamt im Fall eines Brandes mit Löschwasser versorgen. Der Behälter muss ersetzt werden, weil er sich mit dem zukünftigen Lüftungsbauwerk des Starnberger Tunnels überschneidet. Von April 2018 an soll entlang der Münchner Straße die "Zulaufstrecke Nord" abschnittsweise umgebaut werden, ohne den Verkehrsfluss auf der Bundesstraße 2 entscheidend zu hemmen, so das Ziel.

Neue Abteilung, neuer Leiter: Herwig Ludwig als neuer Mitarbeiter des Staatlichen Bauamtes Weilheim wird sich um sämtliche Probleme rund um den Bau des B2-Tunnels kümmern. (Foto: Georgine Treybal)

In Weilheim ist man sich der Dimension des Projekts durchaus bewusst. "Herausforderungen an allen Ecken und Enden" sieht Christian Probst, verantwortlich für Straßenbau im Landkreis Starnberg. Bauen im städtischen Bereich sei ohnehin immer eine heikle Sache, weiß Probst, "und deshalb haben wir uns einen Spezialisten geholt": Herwig Ludwig, 46, soll es richten. Probst, Ludwig und zwei weitere Mitarbeiter nahmen die Gegebenheiten in Starnberg schon genauer unter die Lupe.

Ludwigs Stellvertreter ist Christian Probst. (Foto: Georgine Treybal)

Der neue Mann im Weilheimer Team hat in seiner 20-jährigen Berufslaufbahn schon einige Vorhaben auf den Weg gebracht. Der Projektleiter für den B2-Tunnel arbeitete in Chile und Singapur, war vier Jahre lang Planungsleiter in einem Schweizer Ingenieurbüro, wirkte mit bei der Planung von "Stuttgart 21" und beim Koralmtunnel, der nach seiner Fertigstellung mit 32 Kilometern Länge der längste Eisenbahntunnel Österreichs sein wird. Ludwig ist Experte für Spezialtiefbau, er wird sich vornehmlich um Projektsteuerung und -management kümmern. "Der B2-Tunnel ist auch wegen der Geologie ein hoch anspruchsvolles Projekt", sagt der zweifache Familienvater, "aber es birgt keine besonderen Risiken". Von der Technik her - zum Einsatz kommt eine riesige Hydroschild-Bohrmaschine - sei der Bau des Tunnels zwar sehr eindrucksvoll, aber auch "problemlos machbar".

Wichtig ist dem Staatlichen Bauamt auch die Darstellung des Vorhabens sowie interne und externe Kommunikation. "Der neue Kollege wird alle Problemstellungen im Blick haben", sagt Probst. Geplant ist von 2018 an unter anderem die Einrichtung eines Bürgerbüros, denn das öffentliche Interesse am Ablauf des Projekts mit Baustellen und Verkehrsführungen ist erfahrungsgemäß groß. Der ehemalige Bauamtsleiter Michael Kordon hatte den Starnbergern vor seinem Wechsel an die Oberste Baubehörde dringend empfohlen, einen "Kümmerer" zu benennen, der Probleme im Projektablauf zum Tunnelbau löst sowie informative Öffentlichkeitsarbeit betreibt. Bislang blieb die Stelle bei der Stadt aber unbesetzt - vielleicht auch, weil sie angesichts der geforderten Qualifikationen nach Ansicht von Experten schlicht als unterbezahlt gilt.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: