Baumschutzverordnung:Stadträte im Picker-Fell

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Zur Tagesordnung im Starnberger Stadtrat gehören verbale Aussetzer, Diffamierungen und Unterstellungen

Von Peter Haacke

Das Beste kommt zum Schluss. So war es immer im Starnberger Stadtrat, so ist es auch heute - allerdings mit einem Unterschied: Früher kehrten die Mandatsträger oft genug gemeinsam irgendwo zum Feierabend auf ein informelles Helles ein. Heutzutage dagegen schenken sie sich zum Sitzungsabschluss beim Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" gegenseitig ein - und zwar keine Getränke. Stattdessen gibt es verbale Aussetzer, Diffamierungen und Unterstellungen. Ultimativer Vorkämpfer für den befremdlichen Stil im Gremium ist weiterhin die WPS.

Theresa Edelmann, zuständig für Stadtplanung und Bauordnung, plädierte sachlich fundiert, aber vergeblich dafür, die Baumschutzverordnung beizubehalten; WPS-Stadtrat Günther Picker unterstellte der Verwaltungsmitarbeiterin, dass sie nur ihren Arbeitsbereich verteidigen wolle. Nachdem dies moniert worden war, wiegelte Bürgermeisterin Eva John ab: Die Mandatsträger sollten mittlerweile doch ein "Picker-Fell" haben.

Doch noch zwei weitere WPS-Mandatsträger ließen es krachen: Markus Mooser warf der Grünen-Stadträtin Martina Neubauer einen Verstoß gegen die Verschwiegenheitspflicht von Amtsträgern vor; sie habe geheime Dinge gegenüber der Presse ausgeplaudert. Einen Beweis für seine Unterstellung lieferte er nicht. Tatsächlich findet sich Neubauers Einschätzung zum "Centrum" schon seit Wochen auf ihrer Homepage. Und Angelika Kammerl nannte das Angebot des "Centrum"-Vermieters, der seit Monaten nichts mehr von der Stadt gehört hat, schlicht "unseriös" und nannte öffentlich konkrete Zahlen - ein Unding.

Die größte Überraschung des Abends aber präsentierte Winfried Wobbe (UWG) dem Stadtrat: Seit Jahren bemühen sich die Wangener um den Erhalt ihrer dörflichen Strukturen. Staunend vernahm das Gremium nun aber, dass die Bürgermeisterin in der "stadtratlosen Zeit" den Löschweiher still und leise verkauft hat, obwohl der Hauptausschuss noch das Gegenteil beschlossen hatte. John gestand: Ja, er ist verkauft - aber der Zugang für Stadt und Feuerwehr sei weiterhin möglich, ansonsten könne die Stadt den Löschweiher zurückfordern. Man darf gespannt sein, was die Bürgermeisterin noch so alles beschlossen hat.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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