Aufkirchen:Zu sauber für Renken

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Fischer am Starnberger See klagen über mageres Fangergebnis und geben der guten Wasserqualität die Schuld

Von Wolfgang Prochaska, Aufkirchen

Vom Zander werden nur wenige Exemplare gefangen, die Seeforelle macht sich rar, die Brachsen und Weißfische gehen zurück und selbst die Renke hat den Fischern am Starnberger See in dieser Saison keine rechte Freude bereitet. Wie Andreas Gastl-Pischetsrieder, der neue Vorsitzende der Fischereigenossenschaft Würmsee, am Fischerjahrtag in Aufkirchen berichtete, habe sich die Renke auch im Sommer im tiefen Wasser bewegt, ein Verhalten, das die Fische sonst nur im Winter hätten. Die Netze mussten deshalb in 30 Metern beziehungsweise 40 Metern Tiefe ausgelegt werden.

Auch mit dem Wachstum der Renke zeigte sich Gastl-Pischetsrieder in diesem Jahr unzufrieden: Zum ersten Mal sei es nötig gewesen, mit kleinerer Maschenweite zu fischen. Statt 40 Millimeter nur 38 Millimeter. Das Durchschnittsgewicht war entsprechend niedrig. Maximal 230 Gramm wogen die Renken, die im Starnberger See gefangen wurden.

Der Genossenschaftsvorsitzende wusste auch gleich den Grund, warum die Fangergebnisse so mager waren: "Der Hauptgrund ist der niedrige Nährstoffgehalt im Wasser, wodurch sich nicht ausreichend Plankton als Nahrung für die Renken bilden kann." Mit anderen Worten: Gastl-Pischetsrieder wünscht sich den Starnberger See wieder schmutziger. Vor allem der Phosphat-Anteil im Wasser dürfe nicht mehr sinken. Tatsächlich ist dank der Ringkanalisation und dank der Kläranlage dieser Anteil in den vergangenen Jahrzehnten stark gesunken. Am Bodensee fordern die Fischer wegen der mäßigen Fänge eine Erhöhung der Phosphat-Belastung im Wasser, eine Forderung, die nun auch von den 34 Fischern am Starnberger See diskutiert wird, wie der Fischerjahrtag zeigte. Michael Schubert vom Institut für Fischerei in Starnberg appellierte an die Wasserwirtschaftsämter, den Phosphat-Gehalt im Seewasser nicht weiter sinken zulassen. Man müsse es nicht übertreiben.

Gegen diese Theorie spricht aber das "Superjahr 2011". Damals verzeichneten die Starnberger Fischer ein Rekordergebnis, trotz des sauberen Wassers. Das "mäßige Fischerjahr", wie es Gastl-Pischetsrieder nannte, könnte aber auch mit dem viel zu warmen Winter zu tun haben. Jedenfalls beobachtete man beim Fischerei-Institut "massiven Blütenstaub" auf dem See, was die Renken möglicherweise in der Tiefe hielt. Und noch etwas stört die Fischer. Es ist natürlich ein Vogel. Nicht der Kormoran wie am Ammersee, sondern der Gänsesäger. Ihm geben die Fischer die Schuld, dass der Bestand an Seeforellen rückläufig ist. "Wir müssen uns über eine Bejagung Gedanken machen", sagte der Vorsitzende.

© SZ vom 22.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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